Erneuter Engpass nach wenigen Wochen: Im Oktober meldete Infectopharm einen Lieferengpass für Scabioral (Ivermectin) 3 mg Tabletten. Ende November konnte das Unternehmen wieder liefern. Nun die erneute Hiobsbotschaft – die einzige in Deutschland zugelassene orale Therapie gegen Scabies ist wieder defekt. Schuld sind unter anderem Exporte nach Frankreich.
„Trotz langfristiger Planung und erheblich gesteigerter Produktion konnte nicht verhindert werden, dass innerhalb weniger Wochen Scabioral erneut von einem Lieferengpass betroffen ist“, teilt das Unternehmen mit. Neben einer erhöhten Nachfrage aufgrund der Wiederbevorratung der Großhändler werden Defekte des französischen Konkurrenzprodukts Stromectol für den Lieferengpass verantwortlich gemacht. Die Nachfrage im Nachbarland nach Scabioral sei in der Folge massiv gestiegen; das Arzneimittel wurde daher über die internationalen Apotheken vom deutschen Markt abgezogen.
„Infectopharm beliefert ausschließlich den deutschen pharmazeutischen Großhandel und hat hierauf beziehungsweise auf grenznahen Warenverkehr keinerlei Einfluss“, so das Unternehmen. Die Produktion laufe unter Hochdruck. Scabioral soll voraussichtlich ab April wieder verfügbar sein. Der Heppenheimer Hersteller führt für Kliniken einen Reservebestand. Dieser soll die Therapie resistenter und schwerer Scabies-Fälle sicherstellen.
Bereits im vergangenen Jahr warnten Dermatologen, die Krätze sei wieder auf dem Vormarsch. Scabioral ist seit Mai 2016 auf dem deutschen Markt erhältlich. Zuvor war die Situation umgekehrt – Stromectol wurde als Einzelimport über Internationale Apotheken aus Frankreich bezogen.
Ivermectin bindet mit hoher Affinität an Glutamat-gesteuerte Chloridkanäle der Nerven- und Muskelzellen von Krätzmilben und erhöht somit die Durchlässigkeit der Membran für Chloridionen. Es kommt zu einer Hyperpolarisation der Zellen und schließlich zu Lähmung und Absterben der Parasiten. Säugetiere besitzen hingegen keine Glutamat-gesteuerten Chloridkanäle.
Betroffene nehmen 200 µg/kg KG ein. Die Einnahme sollte mindestens zwei Stunden vor oder nach einer Mahlzeit erfolgen. Bei einem Gewicht zwischen 51 und 65 Kilogramm sind das entsprechend vier Tabletten zu 3 mg.
Grund zur Sorge sei angesichts des Defektes jedoch nicht geboten. Orales Ivermectin ist laut Leitlinie nur Mittel der zweiten Wahl und soll bei Nichtansprechen auf Permethrin eingesetzt werden. Mittel der ersten Wahl ist die orale Therapie außerdem bei immunsupprimierten Patienten, stark ekzematöser oder erosiver Haut oder wenn aus diversen Gründen wie körperlicher Behinderung eine topische Therapie nicht möglich ist.
Die topische Therapie wird hingegen als Mittel der ersten Wahl eingesetzt. Ziel ist es, Milben, Larven und Eier abzutöten. Zum Einsatz kommt Permethrin, enthalten in Infectoscab 5 Prozent von Infectopharm. Die Creme kann die im Stratum corneum lokalisierten Parasiten abtöten. Das Arzneimittel wird einmalig am ganzen Körper aufgetragen und nach acht bis zwölf Stunden abgeduscht.
APOTHEKE ADHOC Debatte