Tumortherapie

Salmonellen als Krebstherapeutika dpa/APOTHEKE ADHOC, 31.03.2011 13:24 Uhr

Braunschweig - 

Salmonellen sollen die Basis einer neuen Krebstherapie werden. Ein Forscherteam am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig setzt genetisch veränderte Stämme des Bakteriums Salmonella typhimurium für diesen Zweck ein und will damit Darmkrebs behandeln.

„Seit 150 Jahren ist bekannt, dass Bakterien Tumorzellen zerstören können“, berichtet Dr. Siegfried Weiß, der die Arbeitsgruppe Molekulare Immunologie leitet. Forscher hätten allerdings nie geschafft, beim Einsatz von Bakterien gegen Krebs die Infektionsgefahr in den Griff zu bekommen. Das sei durch genetische Veränderung der Salmonellen nun möglich.

Salmonellen leben in sauerstoffarmen und -reichen Gewebe und können sich daher auch in Tumorbereichen ansiedeln, die schlecht durchblutet sind. Intravenös appliziert würden die Bakterien Blutgefäße durchlässiger machen, erklärt der Forscher. In kurzer Zeit ströme somit Blut zusammen mit Salmonellen ins Tumorgewebe ein. Die Salmonellen würden dann den Tumor zerstören. In Laborversuchen mit Mäusen sei das schon vielfach gelungen.

Derzeit wird daran gearbeitet, die Wirkkraft der Bakterien zu verbessern, ohne dass das Risiko einer Blutvergiftung besteht. Die Forscher prüfen aber auch weitere Optionen: Ob sich beispielsweise in Salmonellen eingepflanzte Toxine anderer Bakterien zur Krebstherapie eignen. Oder ob man Botenstoffe des Immunsystems mit Hilfe von Salmonellen zur Stärkung der Abwehrkräfte gegen den Krebs mobilisieren kann. Zudem sollen die Bakterien zur Krebsdiagnose genutzt werden. Durch Veränderung der Gene sollen die Bakterien leuchten und so Lage und Größe des Tumors beziehunsgweise der Metastasen sichtbar machen.

Bis zum klinischen Einsatz kann es laut Weiß noch lange dauern: In fünf Jahren beherrsche man möglicherweise den Prozess im Tierversuch. Erst dann könnte überhaupt die klinische Erprobung beginnen. Weiß geht zudem davon aus, dass diese Therapiemöglichlekeit künftig nur neben oder statt der Chemotherapie eingesetzt werden könnte. Ohne die chirurgische Entfernung von Tumoren werde es auch künftig nicht gehen.