Das Gesundheitssystem, insbesondere die Kinderkliniken, ächzten unter den senkrecht ansteigenden Infektionszahlen zu Beginn der Wintersaison. Zwar meldete das Robert Koch-Institut (RKI) kürzlich einen moderaten Rückgang der akuten Atemwegsinfektionen, aber aktuell soll es laut dem Bericht noch immer circa 6,4 Millionen akute Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung geben. Eine Impfung gegen das respiratorische Synzytial-Virus (RSV) wäre ein Lichtblick.
Insbesondere bei Kindern unter zwei Jahren führe die anhaltende Aktivität des Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) zu Arztbesuchen und Krankenhauseinweisungen, so das RKI. Dabei macht das Virus vor allem Säuglingen, Kleinkindern und Senioren zu schaffen. Schlimmstenfalls kann eine Infektion im Kleinkind- oder Seniorenalter zum Tod führen.
Aktuell gibt es gegen die Erreger des RS-Virus noch keine zugelassene Aktivimpfung. Auch ein Prophylaxe-Medikament ist derzeit nur für Frühchen und Kinder mit bestimmten Vorerkrankungen verfügbar. Es gibt jedoch einige Vakzine, die bereits in der Pipeline sind und Zulassungsverfahren laufen oder beantragt wurden.
Dabei zahlte sich eine jahrelange Zusammenarbeit der beiden Pharmakonzerne Sanofi und Astrazeneca aus. Das Mittel Beyfortus mit dem Wirkstoff Nirsevimab ist präventiv wirksam gegen den Atemwegsinfekt im frühen Kindesalter. Kürzlich hatte der Impfstoff bereits grünes Licht von der Europäischen Kommission bekommen. Dies teilte die Unternehmensleitung im November mit. Jede Fertigspritze enthält 50 mg Nirsevimab in 0,5 ml Infusionslösung und soll zur einmaligen Applikation dienen. In Deutschland ist der langwirksame monoklonale Antikörper noch nicht erhältlich.
Aber auch andere Pharmaunternehmen sind nicht untätig. GSK etwa entwickelte ein proteinbasiertes Vakzin, der Frauen in der Schwangerschaft geimpft werden soll. So sollen mütterliche Antikörper auf das Ungeborene übertragen werden und das Baby nach der Geburt schützen. In Phase 1 und 2 Studien gab es positive Ergebnisse: Bei den Teilnehmerinnen, 502 gesunde, nicht schwangere Frauen führte die Impfung zu einem 14-fach erhöhten Antikörperspiegel gegenüber dem Ausgangswert. Auch drei Monate nach der Impfung konnten noch sechsfach höhere Antikörperkonzentrationen gemessen werden. Seit Februar pausiert jedoch die Rekrutierung von Probandinnen für die Phase-3-Studie.
Hersteller Novavax setzt ebenfalls auf einen proteinbasierten Impfstoff, der für die Immunisierung von Schwangeren gedacht ist, um Antikörper an den Fötus zu übertragen. Ebenso wie der Impfstoff von GSK befindet sich das Vakzin von Novavax in Phase drei der Zulassungsstudien.
APOTHEKE ADHOC Debatte