Klinisches Vorhersagemodell

RSV: Schwere Verläufe bei psychischer Vorbelastung

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Berlin -

Welche Risikofaktoren eine Rolle für schwere RSV-Verläufe spielen, ist noch nicht ausreichend erforscht. Ziel einer schwedischen Studie war es, ein klinisches Vorhersagemodell zu entwickeln und zu validieren, um die RSV-Immunprophylaxe für Säuglinge unter einem Jahr zu leiten. Überraschenstes Ergebnis: Psychische Gesundheitsprobleme der Eltern sowie ihr sozioökonomischer Status korrelierten mit einem erhöhten Risiko für RSV-Hospitalisierungen ihrer Säuglinge.

Das Respiratory Syncytial Virus (RSV) sorgte im vergangenen Winter für viele Hospialisierungen von Kindern, insbesondere Säuglingen unter einem Jahr. Wie von Expert:inenn angenommen, sind dabei bestimmte Risikofaktoren ausschlaggebend für schwere Verläufe: Schwere angeborene Herzfehler zählen beispielsweise zu diesen Faktoren. Bisher war die Datenlage jedoch noch nicht ausreichend, um eine präzise Vorhersage für Säuglinge und Kinder zu treffen, die besonders gefährdet sind, einen schweren Krankheitsverlauf zu erleiden.

Eine Studie bringt nun Licht ins Dunkel: „In dieser Modellentwicklungs- und Validierungsstudie haben wir alle Säuglinge, die zwischen dem 1. Juni 1997 und dem 31. Mai 2020 in Finnland geboren wurden, und in Schweden zwischen dem 1. Juni 2006 und dem 31. Mai 2020 sowie den Daten für ihre Eltern und Geschwister untersucht“, so die Erstautorin Pekka Vartiainen, Forscherin an der Universität Helsinki in Finnland. Die Wissenschaftler:innen konnten so Daten von über 2,7 Millionen Kindern aus Finnland und Schweden analysieren.

Überraschendes Ergebnis

Die Studie kam teils zu überraschenden Ergebnissen: Unter den früheren Diagnosen der Eltern waren sowohl bei Müttern als auch bei Vätern psychiatrischen Diagnosen und Drogenkonsumstörungen eindeutig mit einem erhöhten Risiko für RSV-bedingte Krankenhausaufnahme ihrer Säuglinge verbunden. „Die psychischen Erkrankungen und das Familieneinkommen der Familienmitglieder waren durchweg mit dem Risiko einer RSV-Krankenhausaufnahme eines Kindes verbunden. Diese Erkenntnis ähnelt einer kanadischen Bevölkerungsstudie, die Zusammenhänge zwischen vielen nachteiligen sozioökonomischen Faktoren und der RSV-bezogenen Krankenhauseinweisung zeigt“, so die Forscher:innen.

Derzeit gebe es kein weit verbreitetes Werkzeug zur Vorhersage des Risikos schwerer RSV-Erkrankungen in der allgemeinen Säuglingspopulation. „Wir präsentieren ein Modell mit 16 leicht zu ermittelnden Prädiktoren und einer ähnlichen Vorhersageleistung wie ein komplexeres maschinelles Lernmodell (XGBoost), das 1511 Prädiktoren verwendet. Das Modell zeigte eine zufriedenstellende Leistung bei Validierungsdaten aus Finnland und Schweden, die Epidemien mit unterschiedlichen Ergebnisraten enthielten“, so Vartiainen.

Anwendung auf Neugeborenenstation

Das Modell sage die Wahrscheinlichkeit einer RSV-Krankenhausaufnahme für ein einzelnes Kind voraus: „Es könnte auf verschiedene Weise verwendet werden, zum Beispiel in einer Neugeborenenstation vor der Entlassung für jedes Kind. Die Ergebnisse können auch bei der Entwicklung auch einfacher Entscheidungsregeln auf Bevölkerungsebene verwendet werden. Beispielsweise zusammen mit den für die Verwendung der RSV-Immunprophylaxe zuständigen Behörden“, so die Autorin.

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