Die Zahl der Atemwegserkrankungen in Deutschland ist in den vergangenen Wochen wieder deutlich angestiegen. Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) führte in der vergangenen Erkältungssaison zu einer Überlastung der Kinderkliniken und Kinderarztpraxen. Damit dies in der aktuellen Herbst-Winter-Zeit nicht erneut auftritt, sollen Eltern das breite Vorsorgeangebot voll ausschöpfen, appelliert Professor Dr. Holger Stepan, Leiter der Geburtsmedizin am Universitätsklinikum Leipzig.
Das RS-Virus greift vorrangig die Lunge an und verursacht Entzündungen der Bronchien. Stepan erwartet für die kommenden Wochen und Monate eine Erkrankungswelle, aber weiß auch, wie Eltern ihre Neugeborenen schützen können. „Überfüllte Kinderkliniken und Kinderarztpraxen aufgrund von RSV könnten in Deutschland der Vergangenheit angehören. Dafür müssen wir das breite Vorsorgeangebot voll ausschöpfen.“ Dies kann bereits vor der Entbindung erfolgen: „Neben der passiven Immunisierung mit RSV-Antikörpern in den Wochen und Monaten nach der Geburt, können Mütter ihr Neugeborenes bereits ab dem Tag der Geburt vor RSV schützen, wenn sie sich in der Schwangerschaft impfen lassen.“
Insbesondere Neugeborene, die während der RSV-Saison im Herbst und Winter auf die Welt kommen, sollten sofort geschützt sein, erklärt Stepan. Denn: Je nach Schwere der Infektion kann es auch zu Kurzatmigkeit oder Atemnot kommen. „Spätestens wenn ein pfeifendes Atemgeräusch hörbar wird, sind häufig Maßnahmen wie eine Sauerstoffbehandlung im Krankenhaus erforderlich“, so der Experte. Das Risiko für eine Infektion ist besonders im ersten Lebensjahr hoch. So stecken sich etwa 50 bis 70 Prozent aller Säuglinge mit RSV an. Mehr noch: „Rund zwei Drittel von ihnen erkranken bereits in den ersten sechs Lebensmonaten.“
Durch die Impfung während der Schwangerschaft komme das Neugeborene mit einem RSV-Schutz auf die Welt und ist so vom ersten Lebenstag an geschützt, erklärt Stepan. „Zum einen kann das die Kinderkliniken und -arztpraxen erheblich entlasten, zum anderen fällt für die Eltern ein zusätzlicher Termin zur passiven Immunisierung nach der Geburt weg.“
Werdende Mütter können sich bis etwa einen Monat vor der Geburt gegen RSV impfen lassen. Dabei sei eine Schwangerschaft kein Grund sich nicht impfen zu lassen. „Im Gegenteil. Die beste Anlaufstelle für eine umfassende Beratung sind Frauenärztin oder -arzt“, betont Stepan. „Mehrere Impfstoffe werden seit vielen Jahren während der Schwangerschaft verimpft. Das ist sicher für die Schwangere und ihr Ungeborenes.“
Die passive Immunisierung des Babys mit Antikörpern wird aktuell von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen und ist seit diesem Herbst eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. „Die RSV-Impfung für Schwangere wird von verschiedenen medizinischen Fachgesellschaften, wie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, empfohlen“, so der Experte. Zudem erstatten bereits über 30 Krankenkassen auf freiwilliger Basis die Kosten für ihre Versicherten. „Schwangere sollten sich direkt bei ihrer Krankenkasse informieren“, so der Experte.
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