Respiratorisches Synzytial-Virus bei Kleinkindern

RS-Virus: Gefahr für schweren Verlauf

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Berlin -

Laut des aktuellen Wochenberichts des Robert Koch Instituts steigt Deutschland in die Erkältungssaison mit deutlich höheren Zahlen als im Vorjahr ein. Die Meldungen zu Infektionen mit dem respiratorischen Synzytial-Virus nehmen seit Oktober rasant zu. Gerade für Säuglinge im Alter von bis zu drei Monaten kann die Infektion ein hohes Risiko darstellen. Zum Schutz dieser gefährdeten Patientengruppe hat der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) vor kurzem die Zulassung von Beyfortus (Nirsevimab, Sanofi & AstraZeneca) empfohlen. Das Antikörperpräparat soll für eine passive Immunisierung sorgen.

Die Lockerungen der Hygiene- und Abstandsregeln der Pandemie über die Sommermonate haben dafür gesorgt, dass auch Krankheitserreger abseits von Sars-CoV-2 wieder leichteres Spiel haben. Durch Masken und Kontaktbeschränkungen konnte kein ausreichender Immunschutz gegen pathogene Keime aufgebaut werden. Außerhalb der Pandemie sorgte regelmäßiger Kontakt zu Krankheitserregern automatisch für ein fitteres Immunsystem, sodass die Erkältungssaison mit niedrigeren Fallzahlen startete. Dieses Training blieb unter der Kontaktbeschränkung aus: Das Immunsystem reagiert derzeit heftiger auf Infektionen. Mit den Lockerungen der Hygieneschutzmaßnahmen kommt auf Kinder eine regelrechte Welle an krankmachenden Keimen zu.

Eine Infektion mit RS-Viren führt bei Betroffenen unter drei Jahren oft zu ausgeprägten Erkältungssymptomen:

  • Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen
  • Fieber
  • Keuchhusten ähnliche Symptome
  • Rasselndes Atemgeräusch
  • Schweres und beschleunigtes Atmen

Je jünger die Kinder, desto eher kann der Verlauf eine schwere Form annehmen. Besonders bei Kindern unter drei Monaten ist Vorsicht geboten. Hier kann sich mitunter eine spastische Bronchitis entwickeln und in schweren Fällen kann auch eine Lungenentzündung die Folge einer Infektion mit dem RS-Virus sein.

Ansteckungsgefahr

In der Regel sind Infizierte drei bis acht Tage lang ansteckend. Allerdings können Frühgeborene, Neugeborene und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem das RS-Virus auch mehrere Wochen, im Einzelfall sogar mehrere Monate lang ausscheiden und so über eine längere Zeit für Mitmenschen ansteckend sein. Meist dauert die Erkrankung etwa drei bis zwölf Tage, wobei RS-Virus-Symptome der Atemwege, insbesondere Husten, über mehr als vier Wochen anhalten können.

Therapie

Die Behandlung erfolgt symptomatisch, eine wirksame kausale Therapie existiert nicht. Wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und den Nasen-Rachenbereich freizuhalten. In schweren Fällen kann eine Sauerstoffgabe nötig sein. Antibiotikagaben oder das Inhalieren mit Kortison sind nicht wirksam. Präventiv kann eine Impfung sinnvoll sein.

Der neue Antikörper Nirsevimab in dem Präparat Beyfortus soll Säuglinge in ihrer ersten RSV-Saison mit einer einzigen Applikation schützen. Bei Nirsevimab handelt es sich um einen monoklonalen Antikörper, welcher an das Fusions-Protein des RSV bindet. Durch diese Bindung kann das Virus nicht mehr in die Körperzellen eindringen und die RS-Infektion wird verhindert. Das Präparat wurde zudem bei Säuglingen untersucht, die fünf oder mehr Wochen zu früh (weniger als 35 Schwangerschaftswochen) mit einem höheren Risiko für eine schwere RSV-Erkrankung geboren wurden, Lungenerkrankungen aufwiesen oder unter angeborenen Herzfehlern litten. Diese Risikogruppe könnte besonders von einer Immunisierung mit Beyfortus profitieren.

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