Vorsicht bei DPD-Phänotypisierung

Rote-Hand-Brief: Nierenfunktion beeinflusst Uracilspiegel Katharina Brand, 24.10.2024 13:31 Uhr

Bei Nierenfunktionsstörungen sollten Uracilspiegel zur DPD-Phänotypisierung vorsichtig interpretiert werden, da erhöhte Werte das Risiko einer Fehldiagnose eines DPD-Mangels und einer möglichen Unterdosierung von 5-FU bergen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Die Zulassungsinhaber von 5-Fluorouracil (5-FU)-haltigen Arzneimitteln zur intravenösen Anwendung informieren in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) über Folgendes: Bei Patientinnen und Patienten mit mittelschwerer oder schwerer Nierenfunktionsstörung sollten die zur Dihydropyrimidin-Dehydrogenase (DPD)-Phänotypisierung verwendeten Uracilspiegel im Blut vorsichtig interpretiert werden.

Bei Patientinnen und Patienten mit mittelschwerer oder schwerer Nierenfunktionsstörung sollten Uracilspiegel im Blut zur DPD-Phänotypisierung vorsichtig interpretiert werden, da eine eingeschränkte Nierenfunktion zu erhöhten Uracilwerten führen kann. Dies erhöht das Risiko einer Fehldiagnose eines DPD-Mangels, was zu einer Unterdosierung von 5-FU und somit zu einer verminderten Wirksamkeit der Krebsbehandlung führen könnte.

Hintergrund zu 5-Fluorouracil

5-FU ist ein Antimetabolit, der zur Behandlung von Krebsarten wie Darm-, Brust-, Magen- und Hautkrebs eingesetzt wird. Es hemmt die Zellteilung, indem es die DNA- und RNA-Synthese stört und das Enzym Thymidylatsynthase blockiert, das für die DNA-Produktion benötigt wird. 5-FU wird meist intravenös verabreicht, kann aber auch als Creme gegen Hautkrebs verwendet werden. Es wird häufig mit anderen Chemotherapeutika kombiniert. Eine beeinträchtigte Funktion des Enzyms DPD, das am Abbau von 5-FU beteiligt ist, kann das Risiko schwerer Nebenwirkungen erhöhen.

Um Patientinnen und Patienten mit DPD-Mangel zu identifizieren, wird vor Beginn der Behandlung eine Phänotypisierung und/oder Genotypisierung empfohlen, obwohl es Unsicherheiten hinsichtlich der optimalen Testmethodik gibt.

Risiken bei DPD-Mangel

1. Vollständiger DPD-Mangel:

  • Risikoprofil: Patientinnen und Patienten mit einem vollständigen Mangel an DPD haben ein signifikant erhöhtes Risiko für lebensbedrohliche Toxizität.
  • Behandlungsrichtlinien: Diese Patientinnen und Patienten dürfen nicht mit 5-FU oder anderen Fluoropyrimidinen wie Capecitabin oder Tegafur behandelt werden, da die Gefahr von schwerwiegenden Nebenwirkungen extrem hoch ist.

2. Partieller DPD-Mangel:

  • Risikoprofil: Bei Patientinnen und Patienten mit einem partiellen DPD-Mangel besteht ebenfalls ein erhöhtes Risiko für schwere und möglicherweise lebensbedrohliche Toxizität.
  • Behandlungsrichtlinien: Um das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen zu verringern, sollte eine reduzierte Anfangsdosis von 5-FU in Betracht gezogen werden. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Wirksamkeit einer reduzierten Dosis nicht ausreichend nachgewiesen wurde. Nachfolgende Dosen können erhöht werden, wenn keine schwerwiegende Toxizität auftritt.