Lenalidomid reaktiviert Virusinfektion Nadine Tröbitscher, 09.11.2016 10:07 Uhr
Nach Thalidomid und Imnovid meldet Celgene jetzt auch für Revlimid (Lenalidomid) die Reaktivierung von Virusinfektionen. Betroffen sind Patienten, die in der Vergangenheit mit Herpes Zoster- und Hepatitis-B-Viren infiziert waren. Verantwortlich ist die immunsuppressive Wirkung von Lenalidomid. Die Reaktivierung der HB-Virusinfektionen kann zu einem Leberversagen führen.
Lenalidomid wird zur Behandlung von Erwachsenen mit Multiplem Myelom eingesetzt. Patienten sollten im Vorhinein einen positiven HBV-Test haben und vom Arzt engmaschig kontrolliert werden. Eine Hepatitis-B-Behandlung sollte von einem erfahrenen Arzt durchgeführt werden.
Bei Patienten mit Herpes-Infektion wurde nach Beginn der Therapie mit Thalidomid von einer disseminierten Gürtelrose berichtet, die eine adäquate antivirale Behandlung erforderte. Zudem musste die Thalidomid-Therapie abgesetzt werden.
Laut Celgene liegen außerdem Berichte über Fälle von pulmonaler Hypertonie mit zum Teil tödlichem Ausgang vor. Die Patienten sollten sowohl vor dem Beginn als auch während der Thalidomid-Therapie auf Anzeichen und Symptome einer kardiopulmonalen Grunderkrankung untersucht werden.
Thalidomid ist in Kombination mit den Wirkstoffen Melphalan und Prednison zugelassen für die Erstlinienbehandlung von Patienten mit unbehandeltem multiplen Myelom ab einem Alter von 65 Jahren. Auch Patienten, für die eine hochdosierte Chemotherapie nicht in Frage kommt, werden mit Thalidomid behandelt.
Zuvor hatte Celgene in einem Rote-Hand-Brief vor den Risiken des Präparats Imnovid (Pomalidomid) gewarnt. Bei Patienten, die eine kombinierte Behandlung aus Imnovid und Dexamethason erhalten hätten, sei eine Reaktivierung einer Hepatitis-Infektion aufgetreten.
Im vergangenen November wies Celgene ebenfalls mittels eines Rote-Hand-Briefes auf Risiken bei der Anwendung von Thalidomid bei Patienten über 75 Jahren hin. Demnach bestand die Gefahr, dass schwerwiegende Nebenwirkungen bis hin zu Organversagen auftreten könnten. Damals wurde empfohlen, die Initialdosis zu halbieren.