Huntington-Krankheit

Roche erhält Prime-Status für Prüfsubstanz

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Berlin -

Eine Heilung für die Huntington-Krankheit (HK) gibt es derzeit nicht. Auch fehlt eine zugelassene Behandlungsoption der eigentlichen Ursache – eine Mutation im Huntington-Protein (HTT). Die von Roche und Ionis Pharmaceuticals entwickelte Prüfsubstanz RG6042 hat das Potential, die erste Therapie zu sein, die kausal gegen die tödlich verlaufende Krankheit wirkt.

Arzneimittel, denen ein bedeutender Behandlungsvorteil gegenüber den am Markt verfügbaren Therapien zugesprochen wird oder von denen Patienten ohne Behandlungsoptionen profitieren können, können von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) den Prime-Status (Priority Medicines) erhalten. Somit soll den Betroffenen der Zugang zum Arzneimittel schneller ermöglicht werden.

RG6042 hat von der EMA diesen Status erhalten. Grundlage sind die Ergebnisse einer explorativen exploratorischen Phase-I/IIa-Studie. Diese zeigte eine signifikante Verringerung des mutierten HTT (mHTT), das für den Abbau der Nervenzellen im Gehirn verantwortlich gemacht wird. Die Studie belegt eine mittlere Abnahme des spezifischen Huntington-Proteins im Liquor von erwachsenen Patienten um 40 bis 60 Prozent, wenn diese über einen Zeitraum von drei Monaten mit den zwei höchsten Dosen der Prüfsubstanz behandelt wurden. Auch in Bezug auf die Verträglichkeit gibt es positive Ergebnisse.

Roche wird nun eine zulassungsrelevante Phase-III-Studie initiieren, die Sicherheit und Wirksamkeit von RG6042 ermitteln und zeigen soll, dass der Wirkstoff das Fortschreiten der Erkrankung bei erwachsenen Patienten verlangsamen kann.

Die Prüfsubstanz ist ein modifiziertes Antisense-Oligonukleotid (ASO) der zweiten Generation und vermag die Bildung und Konzentration des mHTT-Proteins zu reduzieren, da es gezielt an der menschlichen HTT-mRNA angreift. RG6042 ist laut Roche die in der klinischen Entwicklung am weitesten fortgeschrittene Substanz, die gezielt am mHTT ansetzt.

Die HK ist eine seltene genetische, fortschreitende Erkrankung, die zum Abbau der Nervenzellen im Gehirn führt. Die Mutation liegt in einem Gen des Chromosoms 4. Der Unterschied liegt in den Wiederholungen der Nukleinsäuren Cytosin-Adenin-Guanin (CAG), die üblicherweise 10- bis 30-mal wiederholt werden. Sind es mehr als 36 Wiederholungen, kommt es zum Ausbruch der HK.

Der Ausbruch der Erkrankung findet mit individuellem Verlauf meist zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr statt. Die Betroffen können den Alltag immer schwerer bewältigen und sind in ihrer Bewegung und im Denken eingeschränkt. Aufgrund der unwillkürlichen Bewegungen wird die Erkrankung auch als Veitstanz bezeichnet.

Chorea Huntington ist die häufigste monogene neurologische Erkrankung in Industrieländern. Die Prävalenz liegt in Nordamerika, Westeuropa und Australien bei etwa 1:10.000. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. In Deutschland gibt es schätzungsweise 8000 Betroffene. Bislang wurden die Patienten mit einzelnen Symptome der Erkrankung behandelt. So kommen gegen die übermäßigen unkontrollierten Bewegungen Neuroleptika zum Einsatz. Nicht medikamentös wird mit Krankengymnastik und Sprechtraining gegen die Symptome vorgegangen.

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