Basis für neue antivirale Medikamente?

Rocaglamide: Verbindungen aus Mahagoni gegen Hepatitis E

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Berlin -

Die Therapie von Hepatitis E ist bislang schwierig, da nur ein Wirkstoff zur Behandlung im Markt ist. Forscher:innen der Ruhr-Universität Bochum (RUB) haben nun herausgefunden, dass bestimmte chemisch veränderte Stoffe aus der Mahagonipflanze – die Rocaglamide – über antivirale Effekte verfügen. Sie könnten künftig die Basis für neue Medikamente darstellen.

Das Hepatitis-E-Virus gilt als Hauptverursacher für akute virale Leberentzündungen. Bei intaktem Immunsystem wird die Erkrankung normalerweise ohne Komplikationen überstanden. Sie heilt von alleine aus. Ist die Abwehr jedoch geschwächt oder unterdrückt, kann sich die Erkrankung chronifizieren. Auch für Schwangere ist das Virus gefährlich. Bislang ist nur der Wirkstoff Ribavirin für die Behandlung zugelassen – allerdings ist er nicht immer wirksam.

Antivirale Rocaglamide im Visier

Um künftig eine bessere Behandlung zu ermöglichen, hat sich das Team der RUB auf die Suche nach weiteren antiviralen Kandidaten gemacht. Dabei ist es auf die Verbindung der Rocaglamide gestoßen: Es handelt sich dabei um Pflanzenstoffe, welche die Virusvermehrung hemmen können.

Forscher:innen aus Boston hatten bereits eine Bibliothek mit chemisch veränderten Rocaglamiden erstellt. Diese diente dem Team aus Bochum nun als Grundlage für seine Untersuchungen. „Die Kernstruktur der insgesamt 205 Substanzen ist immer gleich, und daran wurden verschieden große oder flexible chemische Gruppen angehängt“, erklärt die Wissenschaftlicher Koordinatorin Mara Klöhn.

Alle Substanzen wurden schließlich auf ihre Wirksamkeit gegen das Hepatitis-E-Virus (HEV) in der Zellkultur getestet. Dazu verwendeten die Wissenschaftler:innen Krebszelllinien und HEV-Genome, die mit einem sogenannten Reportergen versehen sind. Anhand der Menge des produzierten Proteins, dessen Bauplan in diesem Reportergen liegt, kann genau gemessen werden, wie erfolgreich sich das Virus in Anwesenheit verschiedener Substanzen vermehrt. Eine Gruppe habe besonders hervorgestochen, erklärt das Team: Die sogenannte Amidino-Gruppe sei in Bezug auf die Hemmung der Virusvermehrung besonders effektiv gewesen. Im Fachjournal „Antiviral Research“ stellten die Forscher:innen ihre Ergebnisse vor.

Wirksam gegen Krebs & verschiedene RNA-Viren

Rocaglamide werden aus verschiedenen Mahagonipflanzen gewonnen. „Es ist bekannt, dass sie eine hemmende Wirkung auf die Vermehrung mancher Krebszellen besitzen. Erst 2008 wurden erstmals Erkenntnisse über ihre antivirale Wirkung gegen RNA-Viren veröffentlicht: So können sie zum Beispiel die Vermehrung von Ebolaviren, HEV, Zikaviren oder auch Sars-Cov-2 hemmen“, schreibt das Team.

Als wesentlicher Faktor wurde die mittlere inhibitorische Konzentration gemessen: Sie gibt an, wie stark eine Substanz die Virusvermehrung hemmt – je niedriger der Wert, umso stärker wirksam die Verbindung. „Die mittlere inhibitorische Konzentration unserer drei besten getesteten Rocaglamide liegt zwischen 0,5 und 3 nanomolar“, berichtet Mara Klöhn. „Zum Vergleich: Der des natürlichen Rocaglamids Silvestrol liegt bei drei bis sieben nanomolar.“ Damit schnitten die chemisch veränderten Verbindungen deutlich besser ab. Eine Gemeinsamkeit der besten Rocaglamide ist eine angehängte Amidino-Gruppe. Weitere Studien sollten sich nun mit der Wirksamkeit und Toxizität der erfolgreichsten getesteten Substanzen im Organismus beschäftigen.

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