RKI-Chef: Virus ist noch unter uns dpa, 07.01.2010 10:00 Uhr
Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Professor Dr. Jörg Hacker, hält Impfungen gegen die Schweinegrippe weiterhin für sinnvoll. Er sagte im ARD-Morgenmagazin, bislang habe es in Deutschland 159 Todesfälle gegeben. „Das Virus ist noch unter uns.“ Man könne „nicht ausschließen, dass das Virus im Februar oder März noch einmal wiederkommt“.
Vor allem chronisch Kranke und Medizinpersonal sollten sich impfen lassen. Hacker verteidigte das Vorgehen der Behörden bei der Bestellung des Impfstoffs. Es sei richtig, dass Pandemrix schnell entwickelt und zugelassen worden sei und jetzt zur Verfügung stehe.
In Berlin kommen am Nachmittag Vertreter der Gesundheitsministerien der Länder zusammen, um über das Problem der überschüssigen Impfdosen zu beraten. Zum einen wird verhandelt, inwiefern nicht alle Dosen abgenommen werden müssen. Außerdem sollen schon erhaltene Dosen an Länder verkauft werden, in denen noch Bedarf bestehe, zum Beispiel an den Iran oder das Kosovo. Ziel der Länder ist es laut Mechthild Ross-Luttmann (CDU), Gesundheitsministerin Niedersachsens und Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, am Ende nur die Kosten für Impfdosen für 30 Prozent der Bevölkerung übernehmen zu müssen.
Auch der Bund sei in der Verantwortung und müsse gemeinsam mit den Ländern diese Doppelstrategie verfolgen, forderte die niedersächsische Ministerin. Denn Pandemie-Vorsorge sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe von Bund und Ländern. Ross-Luttmann: „Man darf auch nicht übersehen, dass der Bund uns immer sehr gedrängt hat, noch mehr Impfstoff zu bestellen, als wir tatsächlich bestellt haben.“
Die Länder hatten 50 Millionen Dosen des Impfstoffes Pandemrix für 416,5 Millionen Euro geordert. Dies geschah jedoch noch in der Annahme, dass eine zweifache Impfung notwendig sei. Anfang Dezember hatte das RKI aber darauf hingewiesen, dass schon eine einmalige Impfung den nötigen Schutz sicherstelle. Nun könnten sogar 60 Prozent aller Menschen geimpft werden. Aufgrund der Impfmüdigkeit der Deutschen bleiben die Länder aber auf einem Großteil ihrer Dosen sitzen.