Genomanalyse

Risikogen für Migräne entdeckt dpa, 30.08.2010 11:17 Uhr

London - 

Ein internationales Forscherteam hat erstmals ein Risikogen für die gewöhnliche Migräne entdeckt. Von der Analyse, die auf der Untersuchung von 50.000 Probanden beruht, erhoffen sich die Wissenschaftler neue Einsichten in die Auslöser von Migräneattacken und damit neue Behandlungsansätze. Zuvor waren bereits Gene gefunden worden, die im Zusammenhang mit seltenen und extremen Migräneformen stehen.

Der weltweite Medizinerverbund hatte das gesamte Erbgut von 2731 Migränepatienten mit demjenigen von 10.747 Gesunden verglichen. Dabei stellten sie eine DNA-Variante zwischen den Genen PGCP und MTDH/AEG-1 auf Chromosom 8 gehäuft bei den Migränepatienten fest. Ein weiterer Vergleich von 3202 Migränepatienten mit 40.062 Gesunden bestätigte diese Assoziation. Insgesamt scheine die Genvariante rs1835740 das Migränerisiko um etwa ein Fünftel zu erhöhen, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature Genetics“.

Das betroffene Gen ist vermutlich an der Regulierung des Nervenbotenstoffs Glutamat im Hirn beteiligt. Der Migräne-Kopfschmerz wird der Studie zufolge möglicherweise von einem Glutamat-Überschuss an den Synapsen ausgelöst - also von einer Art Datenstau auf der Hirnautobahn. Normalerweise kommandiere die entdeckte DNA-Variante ein Protein als Staulöser zum Einsatzort ab, erläutern die Forscher. Bei Menschen mit Migräne werde dieser Befehl aber offensichtlich nicht ausgeführt. Die Wissenschaftler wissen noch nicht, in welchen Fällen es zum Datenstau kommt.

Migräne betrifft in den Industrieländern etwa jede sechste Frau und jeden zwölften Mann. Damit gilt sie in Europa und den USA auch als kostenreichste Fehlfunktion des Hirns.