Nosokomiale Infektionen

Recarbrio: Neues Antibiotikum bei Pneumonie

, Uhr
Berlin -

Zur Behandlung von nosokomialen Infektionen werden dringend neue Wirkstoffe benötigt. Mit dem Kombinations-Antibiotikum Recarbrio (Imipenem, Cilastatin, Relebactam) bringt MSD Sharp & Dohme nun eine neue Therapieoption zur Behandlung nosokomial erworbener Pneumonie auf den Markt.

Nosokomiale Pneumonien gehen oft mit einer Beatmungsnotwendigkeit und einer hohen Sterblichkeitsrate einher. Je nach Erreger sterben 20 bis 50 Prozent der Patient:innen im Verlauf der Erkrankung. Oft werden derartige Pneumonien mit Carbapenem-Antibiotika behandelt. Mittlerweile gibt es jedoch zahlreiche Multiresistenzen von gramnegativen Erregern wie Carbapenem-resistenten Enterobacterales (CRE) und Pseudomonas aeruginosa.

Wirkung von Recarbrio

Recarbrio kombiniert das Carbapenem-Antibiotikum Imipenem, den Dihydropeptidase-Hemmer Cilastatin und den Betalaktamase-Hemmer Relebactam. Dadurch wird das Wirkspektrum erweitert und eine neue Therapieoption geschaffen.

Imipenem verfügt über eine bakterizide Wirkung, die auf der irreversiblen Inhibition von Penicillin-bindenden Proteinen beruht. Dadurch wird die bakterielle Peptidoglykan-Zellwandsynthese gehemmt. Das Wirkspektrum ist breit: Neben den meisten grampositiven und gramnegativen Bakterien werden auch Anaerobier abgetötet.

Cilastatin selbst verfügt über keine antibakterielle Wirkung. Es bewirkt jedoch eine reversible Hemmung der renalen Dehydropeptidase-I: Dadurch wird die Verstoffwechselung von Imipenem eingeschränkt und die Wirkung verbessert. Der Betalaktamase-Inhibitor Relebactam erweitert durch Hemmung der abbauenden Enzyme zudem das Wirkspektrum von Imipenem.

Das Arzneimittel ist indiziert zur Behandlung der folgenden Infektionen:

  • im Krankenhaus erworbene Pneumonie (HAP) einschließlich beatmungsassoziierter Pneumonie (VAP) bei Erwachsenen
  • Bakteriämie, für die ein Zusammenhang mit HAP oder VAP bei Erwachsenen besteht oder vermutet wird
  • Behandlung von Infektionen mit aeroben gramnegativen Erregern bei Erwachsenen mit begrenzten Therapieoptionen

Das Kombinationspräparat kommt als Einzeldosis in Form eines Pulvers zur Herstellung einer Infusionslösung auf den Markt. Die Rekonstitution erfolgt unter aseptischen Bedingungen mit 0,9-prozentiger Natriumchlorid- oder 5-prozentiger Glucose-Injektionslösung. Eine Dosis enthält 500 mg Imipenem, 500 mg Cilastatin und 250 mg Relebactam. Die Infusion erfolgt alle sechs Stunden über einen Zeitraum von 30 Minuten. Die Behandlungsdauer richtet sich nach dem Erreger und beträgt 7 bis 14 Tage.

Studienlage von Recarbrio

Die Wirksamkeit von Recarbrio wurde in zwei Studien nachgewiesen: „RESTORE-IMI 1“ umfasste knapp 50 Patient:innen mit einer nosokomial erworbenen Pneumonie einschließlich beatmungs-assoziierter Pneumonie, einer komplizierten intraabdominalen Infektion oder einer komplizierten Harnwegsinfektion, die von Imipenem unempfindlichen – aber Colistin- und Imipenem/Relebactam-empfindlichen – Erregern verursacht wurden.

„RESTORE-IMI 2“ untersuchte das Arzneimittel an mehr als 500 Patienten. Hier wurde 1:1 auf Imipenem/Cilastin/Relebactam oder Piperacillin/Tazobactam randomisiert. Die häufigsten Erreger waren Klebsiella pneumoniae (25,6%) und Pseudomonas aeruginosa (18,9%). Der primäre Endpunkt war die Gesamtmortalität am Tag 28.

Die Kombination konnte überzeugen: In der Recarbrio-Gruppe betrug an Tag 28 die Gesamtmortalität 15,9 Prozent verglichen mit 21,3 Prozent in der Piperacillin/Tazobactam-Gruppe. Das günstige klinische Ansprechen betrug 61 Prozent beziehungsweise 55,8 Prozent. Insgesamt war Recarbrio der Kombination Piperacillin/Tazobactam bei beiden Endpunkten nicht unterlegen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema
Mehr aus Ressort
Immunisierung mit Nirsevimab läuft schleppend
Beyfortus: Kinderärzte beklagen Engpass

APOTHEKE ADHOC Debatte