Das Antidepressivum Edronax (Reboxetin) des Pharmakonzerns Pfizer sorgt erneut für Negativschlagzeilen. Eine im Fachmagazin „British Medical Journal“ veröffentlichte Studien kommt zu dem vernichtenden Urteil, das Mittel sei „ineffektiv und potenziell schädlich“. Zahlreiche Patienten hätten Reboxetin in Studien wegen seiner unerwünschten Nebenwirkungen abgesetzt. Die Autoren äußern erneut Kritik daran, dass der Konzern zahlreiche Studien lange Zeit nicht veröffentlicht hatte.
Bereits 2009 hatte der damalige Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Professor Dr. Peter Sawicki, Pfizer Irreführung vorgeworfen. Die Behörde war damals mit der Nutzenbewertung verschiedener Antidepressiva beauftragt worden - darunter Reboxetin. Sawicki hatte kritisiert, dass das Medikament in mindestens 16 Studien getestet worden war, dem IQWiG aber nur sechs Untersuchungen zur Verfügung gestellt wurden. Pfizer lenkte schließlich ein.
Das Ergebnis war schon damals katastrophal für den Konzern: Das IQWiG fand weder für die Akuttherapie noch für die Rückfallprävention einen Beleg für einen Nutzen. Allerdings: Sowohl im Vergleich zu Placebo als auch im Vergleich mit dem Wirkstoff Fluoxetin brachen Patienten die Therapie den Angaben zufolge häufiger wegen unerwünschter Nebenwirkungen ab.
Das Urteil des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) war damit absehbar. Mitte September beschloss das Gremium, Reboxetin aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen zu streichen. Der Beschluss wurde dem Bundesgesundheitsministerium zur Prüfung vorgelegt. Bislang ist er noch nicht rechtskräftig.
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