Ratiopharm kippt Nasic-Patent Patrick Hollstein, 28.01.2015 12:00 Uhr
Die Kombination aus Xylometazolin und Oxymetazolin mit Dexpanthenol oder Pantothensäure ist künftig nicht mehr geschützt. Der Ratiopharm-Mutterkonzern Teva hat einen entsprechenden Anspruch des Nasic-Herstellers Klosterfrau gekippt. Das Bundespatentgericht erklärte nach längerem Rechtsstreit das Patent für nichtig.
Klosterfrau hatte die Kombination 1995 zum Patent angemeldet. Es sei nicht zu erwarten gewesen, dass pharmazeutische Zubereitungen mit Pantothenylalkohol und Oxymetazolin zur Behandlung akuter Rhinitiden sehr viel besser geeignet seien als die bekannten Monopräparate, hieß es. Durch einen synergistischen Effekt würden ein Austrocknen sowie entzündliche Irritationen der Nasenschleimhäute vermieden.
Klosterfrau hatte unter anderem eine Untersuchung zur Wirksamkeit vorgelegt, bei der je zwölf Patienten Xylometazolin als Monosubstanz oder in Kombination mit Dexpanthenol erhalten hatten. Bei allen Probanden kam es zu einer deutlichen Verbesserung der Nasenschwellung, allerdings blieb bei der Kombination die Reizung aus, sodass die Compliance besser war. Im Endergebnis war überraschenderweise auch der klinische Effekt wesentlich ausgeprägter.
1997 wurden zunächst das deutsche und 1999 das europäische Patent erteilt. Theoretisch wäre Nasic damit mindestens bis 2025 geschützt, doch Teva hatte gegen das europäische Patent geklagt. Nach der Verhandlung in der vergangenen Woche hat der 3. Senat des Bundespatentgerichts das Patent für nichtig erklärt; die Urteilsgründe sollen allerdings erst im April vorliegen.
Bis dahin könnte der Markt in Bewegung kommen: Ratiopharm hatte bereits 2012 eine Kombination auf dem Markt, die jetzt offenbar unter dem Namen XyloDuo eingeführt werden soll. Auch Procter & Gamble (P&G) steht mit Wick DuoSpray bereit.
Nasic (Xylometazolin/Dexpanthenol) ist mit knapp neun Millionen verkauften Packungen pro Jahr die Nummer 2 unter den abschwellenden Nasensprays. Der Umsatz auf Basis der Apothekenverkaufspreise (AVP) liegt bei mehr als 50 Millionen Euro. Klarer Marktführer ist mit mehr als 20 Millionen Packungen das Monopräparat von Ratiopharm; wegen des deutlich geringeren Preises kommt der Platzhirsch aber nur auf Erlöse von rund 70 Millionen Euro.
Insgesamt werden pro Jahr mehr als 50 Millionen Packungen von Nasensprays und -tropfen mit Xylometazolin abgesetzt. Otriven (Novartis), Olynth (Johnson & Johnson) und Nasenspray Al (Aliud) kommen auf jeweils rund sieben Millionen Stück, abgeschlagen folgt Snup (Stada) mit zwei Millionen Stück. In den neuen Bundesländern ist außerdem Imidin (Aristo) stark, im Versandhandel laufen die Großpackungen à 15 Milliliter überdurchschnittlich gut. Auf AVP-Basis ist der Markt insgesamt rund 150 Millionen Euro schwer.
Oxymetazolin spielt mit etwas mehr als zwei Millionen Einheiten eine untergeordnete Rolle, hier entfallen 90 Prozent auf Nasivin (Merck), der Rest auf Wick Sinex (P&G). Wegen des höheren Preises kommt dieser Bereich auf ein Umsatzvolumen von rund 13 Millionen Euro. Abschwellend wirken außerdem hypertone Salzlösungen und das Emser-Salz (Sidroga).