Immunsuppressivum

Rapamycin verlängert Leben dpa, 09.07.2009 10:38 Uhr

London - 

Das Immunsuppressivum Rapamycin hat offenbar das Potenzial zu einem Anti-Aging-Mittel. Versuche an älteren Mäusen haben gezeigt, dass sie mit Hilfe des auch Sirolimus genannten Makrolids rund 10 Prozent länger leben. Das berichten amerikanische Forscher im britischen Fachjournal „Nature“. Therapeutisch wird Sirolimus in Form des Fertigarzneimittels Rapamune zur Verhinderung von Organabstoßungen nach Transplantationen eingesetzt.

Im Rahmen eines amerikanischen Anti-Aging-Programms wurden Rapamycin und andere Substanzen auf ihre lebensverlängernde Wirkung geprüft. Untersucht wurden Tiere, die einem Menschenalter von etwa 60 Jahren entsprachen. Männliche Mäuse lebten unter Rapamycin durchschnittlich 9 Prozent, weibliche 14 Prozent länger als die Kontrolltiere. Umgerechnet auf ihre Lebenserwartung zur Zeit der Behandlung entspricht das einer Verlängerung um 28 und 38 Prozent.

Die Wirkweise des Mittels ist bisher unbekannt. Die Forscher vermuten aber, dass der sogenannte „mTOR“-Signalweg, in den Rapamycin eingreift, eine entscheidende Rolle spielt. Dieser ist stark mit der Regulierung der Nahrungsaufnahme verknüpft. Bereits seit langem ist bekannt, dass weniger Kalorien die Lebenserwartung bei Mäusen steigern. Die Versuchstiere, die Rapamycin erhalten hatten, waren allerdings nicht leichter als die Kontrolltiere.

„Man sollte jetzt aber nicht versuchen, Rapamycin einzunehmen, um sein Leben zu verlängern. Dagegen spricht die Gefahr durch die Dämpfung des Immunsystems“, schreibt Altersforscherin Dr. Lynne Cox von der Universität Oxford in einem „Nature“-Kommentar. Die Ergebnisse könnten allerdings neue Angriffspunkte gegen altersbedingte Krankheiten aufzeigen, glauben die Forscher.

Rapamycin ist der erste bekannte Stoff, der Säugetiere länger leben lässt. Bisher waren ähnliche Effekte nur bei Hefen und Fadenwürmern festgestellt worden. Es ist ein Stoffwechselprodukt des Bodenbakteriums Streptomyces hygroscopicus und wurde erstmals auf der Osterinsel - polinesisch: Rapa Nui - entdeckt.