Ramilich 5mg: Apotheker sind genervt APOTHEKE ADHOC, 24.04.2018 15:29 Uhr
Apotheken sitzen bei Ramilich 5 mg (Ramipril) auf dem Trockenen. Geduld und Fingerspitzengefühl sind gefragt, denn für das Arzneimittel liegen diverse Rabattverträge vor. Zentiva gibt jedoch Entwarnung und will schon bald wieder liefern.
Derzeit fehlt es einigen Apotheken an Ramilich 5 mg zu 100 Stück. Zentiva hat Rabattverträge mit diversen AOKen, IKKen und BKKen, der Barmer, DAK und der Techniker Krankenkasse (TK) geschlossen. Apotheker sind in Erklärungsnot. „Im Fall Ramilich ist es aufgrund der vielen Zuschläge besonders heikel“, sagt eine Apothekerin. „Da uns der Grund für den Engpass nicht mitgeteilt wird, können wir den Kunden auch keine Erklärung geben. Die Argumentation fällt schwer. Viele Fragen bleiben offen, vor und hinter dem HV.“
In der vergangenen Woche konnte die Apothekerin noch eine der wenigen Packungen beim Großhandel ergattern. Als dann noch der letzte Lieferant ausfiel, war das Chaos perfekt. Die AOK hat beispielsweise für die acht Gebietslose einen Exklusivvertrag mit der Bietergemeinschaft Zentiva/Sanofi geschlossen. Fällt der Partner weg, bleibt Apotheken nur die Sonder-PZN, um die Patienten versorgen zu können. „Am Ende werde ich trotz Dokumentation und Sonder-PZN noch retaxiert, wenn ich nicht den Rabattvertrag bediene, weil irgendwo noch was lieferbar war“, fürchtet die Apothekerin.
Zentiva nennt als Grund für den Engpass eine verzögerte Chargenfreigabe – solange diese nicht erfolgt, lagert die Ware in Quarantäne. In der Regel sei dies jedoch kein langwieriger Prozess, sagt eine Sprecherin. Die Lieferung von Ramilich 5 mg sei jedoch verspätet eingetroffen, was die Chargenfreigabe verzögere. Zentiva gibt jedoch grünes Licht, Ende der Woche wieder liefern zu können.
Ramipril ist der mit Abstand am häufigsten verordnete ACE-Hemmer und kommt laut Arzneimittelverordnungsreport 2017 auf 4,1 Milliarden Tagestherapiedosen (DDD). Davon entfallen auf das Ramilich-Portfolio etwa 2,2 Milliarden DDD. Zum Vergleich: Auf Enalapril entfielen etwa 422,4 Millionen DDD.
Die Ursachen für Lieferengpässe können verschieden sein. Exklusivverträge wurden in der Vergangenheit als Grund kritisiert. „Ein Verbot der Exklusivverträge ist ein Quantensprung zu mehr Versorgungssicherheit“, sagte Wolfgang Späth, Vorstandsvorsitzender Pro Generika. Rabattverträge, die nur mit einem einzigen Unternehmen geschlossen werden, hätten sich im Falle von Lieferengpässen bereits zu oft als Brandbeschleuniger erwiesen.
Apotheken sind in Erklärungs- und Versorgungsnot. Sie können unter Angabe von Sonder-PZN 02567024, Faktor 2 und Unterschrift auf das namentlich verordnete oder eines der drei preisgünstigsten Arzneimittel ausweichen. Sollte ein preisgünstiger Reimport lieferbar sein, kann auch dieser geliefert werden. Außerdem muss der Defekt dokumentiert werden.