Frauen, die unter Psoriasis leiden, sollten eine Schwangerschaft planen. Denn nicht alle Medikationen sind für die Schwangerschaft und Stillzeit geeignet. Gut geplant, kann die Frau frühzeitig auf eine passende Therapie umgestellt werden. Doch immer noch gut die Hälfte aller Psoriasis-Patientinnen wird ungeplant schwanger.
Mehr als zwei Millionen Deutsche leiden unter den Symptomen der Schuppenflechte. Die Ursachen sind bis heute nicht vollständig geklärt. Mittlerweile weiß man, dass es bei vielen Betroffenen nicht nur die stark verhornten und geröteten Hautstellen sind, die als quälend empfunden werden – Psoriasis ist eine systemische Erkrankung, die auch Auswirkungen auf andere Organe haben kann. Zudem leiden vor allem Frauen unter Ausgrenzung und Stigmatisierung. Viele kommen zum Arzt/zur Ärztin mit dem Wunsch nach einer effektiven Medikation, alleine um ein besseres äußeres Erscheinungsbild zu erhalten. Der psychische Druck kann enorm sein. Begleiterscheinungen wie Depression können auftreten.
Wenn es dann noch zum Kinderwunsch der Frauen kommt sind einige Patientinnen überfordert. Dabei gibt es mittlerweile gute Erkenntnisse darüber, welche Wirkstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden können und welche nicht. Wichtig bei der Betreuung der Patientinnen ist der wiederholte Hinweis darauf, dass eine Schwangerschaft bei bestehender Medikation geplant werden sollte. So kann die Therapie im zeitlichen Abstand zur Schwangerschaft umgestellt werden. Hierbei müssen unterschiedlich lange Auswaschungsphasen der einzelnen Wirkstoffe beachtet werden, sodass sich die Frau gemeinsam mit ihrem Partner einige Monate vor der geplanten Schwangerschaft zusammensetzen sollte, um über den notwendigen bevorstehenden Therapiewechsel zu sprechen. Im nächsten Schritt sollte die Konsultation des Arztes/der Ärztin erfolgen.
Der Wirkstoff Certolizumab weist für Frauen mit Kinderwunsch einen großen Vorteil auf. Der pegylierte Antikörper kann in allen Stadien der Schwangerschaft und Stillzeit appliziert werden, da kein aktiver Plazentatransfer aufgrund einer Fc-freien Molekülstruktur stattfindet. Kleine Studien zeigen, dass ein Certolizumab-Transfer während der Schwangerschaft und Stillzeit praktisch nicht stattfindet. Hierfür wurden unter anderem immer wieder Blutproben der Säuglinge untersucht. Aufgrund der Erkenntnisse wurde die Fachinformation bezüglich Schwangerschaft und Stillzeit im Juni 2018 aktualisiert. So heißt es in der Fachinformation: „Daten von mehr als 500 prospektiv gesammelten Schwangerschaften, in denen Cimzia (Certolizumab,UCB) angewendet wurde und deren Schwangerschaftsausgang bekannt war, deuten darauf hin, dass Cimzia keine Auswirkungen auf Fehlbildungen hat. Diese Daten beinhalten auch mehr als 400 Schwangerschaften, in denen Cimzia im ersten Trimester angewendet wurde.“
Certolizumab gehört zu den TNF-Alpha-Hemmern. Der Arzneistoff unterscheidet sich in einigen Punkten von anderen Wirkstoffen dieser Gruppe. Denn Certolizumab ist der erste pegylierte, Fc-freie monoklonale Antikörper gegen TNF-alpha. Pegylierung bedeutet hierbei, dass Polyethylenglycol (PEG)-Anteile in den Antikörper eingebaut wurden, sodass sich spezielle Eigenschaften des Moleküls ändern. Infliximab (Remicadae, MSD), Adalimumab (Humira, AbbVie), und Golilumab (Simponi, MSD) sind nicht pegyliert.
Ein monoklonaler Antikörper hat eine typische Y-Form. Diese besteht aus einem langen Anteil, der Fc-Region, sowie einem kurzen Anteil, der FAB-Region. In dieser endständigen FAB-Region sitzt der eigentlich wirksame Bestandteil des Antikörpers, der an das Antigen andockt. Die Fc-Region sorgt dafür, dass die Antikörper nicht so schnell abgebaut werden. Da diese Region bei Certolizumab fehlt, muss mittels PEG stabilisiert werden. Hierfür wird der „halbe“ Antikörper ummantelt. Diese Strukturänderung begünstigt nicht nur einen Einsatz während der Schwangerschaft aufgrund des fehlenden Plazentatransfers, der pegylierte Antikörper kann, aufgrund der geringeren Molekülgröße, auch besser in das entzündete Gewebe vordringen.
Diese Biologicals kommen immer dann zum Einsatz, wenn äußerliche Anwendungen bei schweren Formen nicht mehr zu einem gewünschten Therapieerfolg führen. Ebenfalls häufig eingesetzte Wirkstoffe (außerhalb der Schwangerschaft) sind Fumarsäureester, Methotrexat oder Ciclosporin. Dermal kommen Cremes, Gele, Salben, Lotionen, Lösungen oder Schäume zum Einsatz. Letztere eignen sich vor allem für den behaarten Kopf. Für die Basispflege eignen sich Zubereitungen mit keratolytischen Substanzen wie Urea, Salicylsäure oder Dithranol. Auch rückfettende Bestandteile wie Nachtkerzenöl oder Sheabutter sind sinnvoll. Akute Schübe werden meist mit Kortikoiden oder Vitamin-D-Derivaten behandelt, solange bis die Beschwerden abklingen. Auch Präparate mit Steinkohlenteer können helfen. Einige Therapieformen, wie beispielsweise die „PUVA-Therapie“ arbeiten nach dem Auftragen von verschiedenen Wirkstoffen zusätzlich mit UV-Licht.
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