Psoriasis: Psychische Erkrankungen doppelt so häufig APOTHEKE ADHOC, 07.08.2019 14:21 Uhr
Psoriasis schlägt auf die Seele: Betroffene entwickeln neben der eigentlichen Hauterkrankung oft auch psychische Erkrankungen. Eine epidemiologische Studie aus Dänemark zeigt nun, dass Psoriatiker doppelt so häufig von Depressionen & Co. betroffen sind wie die Allgemeinbevölkerung.
Schuppenflechte ist eine erblich bedingte Hauterkrankung, die in Schüben auftritt. Streit mit dem Partner, Probleme im Job, ein Todesfall in der Familie: All das sind Auslöser für einen Krankheitsschub. Häufig kommen vor allem im Sommer noch die Blicke der oft unwissenden Mitmenschen hinzu, sobald die entzündeten Plaques unter der kurzen Kleidung sichtbar werden: Betroffene fühlen sich stigmatisiert und ausgegrenzt, sie schämen sich und trauen sich manchmal kaum noch in die Öffentlichkeit.
Die Forscher aus Dänemark sammelten die Daten aller Patienten, die zwischen 1977 und 2012 zweimal die Diagnose „Psoriasis“ erhalten hatten. Anschließend nutzten sie die populationsbasierte Fall-Kontrollstudie, um diese Daten jeweils mit der zehnfachen Zahl an Personen gleichen Geschlechts und Alters gegenüberzustellen. Um an diese Vergleichsdaten zu kommen, nutzen sie das dänische Bevölkerungsregister. Die einzelnen Fälle wurden bis zur Diagnose einer psychischen Erkrankung, Tod, Auswanderung oder Studienende nachverfolgt.
Insgesamt ermittelten die Dänen mehr als 13.500 Personen mit Schuppenflechte. Nach Berechnung der Epidemiologen beträgt für diese Psoriatiker die kumulative 5-Jahresinzidenz 2,6 Prozent. Innerhalb von zehn Jahren entwickeln sogar 4,9 Prozent eine psychische Erkrankung. Verglichen mit der Allgemeinbevölkerung haben Psoriasis-Patienten dementsprechend ein um 75 Prozent höheres Risiko, eine seelische Erkrankung zu entwickeln. Das Risiko für bipolare Störungen und Persönlichkeitsstörungen war den Forschern zufolge besonders hoch, aber auch die Entwicklung von vaskulärer Demenz, Schizophrenie, Depressionen und Angststörungen war höher als bei der Allgemeinbevölkerung.
Bei vielen Psoriatikern entwickelt sich im Laufe der Zeit eine Art Teufelskreis: Sie reduzieren sich selbst auf ihr Äußeres und ihre Scham führt dazu, dass sie unter enormem Stress leiden. Der Körper schüttet daher Massen von Entzündungsmediatoren aus. Diese wiederum führen zu einer Verschlechterung des Hautbildes. So halten sich Haut und Psyche gegenseitig im Stress gefangen. Dies führt dazu, dass sich weder das Hautbild noch die psychische Situation der Betroffenen verbessern kann.
Durch die massive psychische Belastung entwickeln viele Betroffene neben ihrer eigentlichen Hauterkrankung auch psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angsterkrankungen. Sie meiden die Öffentlichkeit und gehen in extremen Fällen kaum noch aus dem Haus. Isolation und Rückzug sowie mangelnde soziale Kontakte machen die Situation jedoch noch schlimmer. Suchterkrankungen und selbstverletzendes Verhalten bis hin zu Suizidgedanken können die Folge sein.
Stark schuppende, rötlich-entzündete Hautstellen: Die chronisch-entzündliche Hauterkrankung macht sich durch charakteristische Symptome bemerkbar. Häufig sind die betroffenen Stellen von silbrig-glänzenden Schuppen bedeckt und die sogenannten Plaques sind leicht erhaben. Meist sind sie rundlich und klar von der umliegenden Haut abgegrenzt. Häufig sind Ellbogen, Knie, der behaarte Kopf und die Haut hinter den Ohren befallen. Betroffene leiden nicht nur unter starken Schmerzen, sondern auch unter extremem Juckreiz oder Brennen der Haut. Durch bestimmte Reize wie Reibung, Druck oder Verletzung wird in der Haut eine Entzündungsreaktion ausgelöst. Der Körper versucht nun den vermeintlichen Schaden zu heilen und bildet vermehrt Hautzellen. Eine gesunde Haut erneuert sich etwa alle 27 Tage, bei Psoriatikern läuft dieser Prozess etwa zehnmal so schnell ab. Dadurch sammeln sich die Zellen an der Hautoberfläche an und es entsteht die sichtbare Schuppung und Verhornung der Autoimmunerkrankung.