Magenmittel

PPI: Barmer kritisierte Rezeptflut

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Berlin -

Ulkus, Reflux, Helicobacter pylori oder Begleittherapie: Die Liste der Einsatzgebiete für Protonenpumpenhemmer (PPI) wird länger. Etwa jedem sechsten Deutschen wurde 2015 ein Säureblocker verordnet. Zu oft und zu viel, meinen Experten. Wie wirken diese Mittel und welche Gefahren bergen sie?

Den Markteinzug hielten die Protonenpumpenhemmer (PPI) 1988, Vorreiter war Omeprazol. Verfügbar sind außerdem Esomeprazol, Pantoprazol, Lansoprazol und Rabeprazol. Waren die Mittel anfangs noch verschreibungspflichtig, können Verbraucher die Wirkstoffe Omeprazol, Pantoprazol und Esomeprazol zu 20 mg bis maximal 14 Stück auch ohne Rezept kaufen.

Christoph Straub, Chef der Barmer spricht im aktuellen „Spiegel“ von einer „Rezeptflut“. Jedem sechsten Deutschen wurde 2015 nach einer Auswertung seiner Kasse ein Säureblocker verordnet. Im Vergleich zum Jahr 2006 hätten sich die verabreichten Tagesdosen verdreifacht. Das sei nicht zu rechtfertigen, weder durch steigende Erkrankungsraten noch durch den demographischen Wechsel, so Straub in dem Bericht.

Eine mögliche Ursache könnte die Verordnung bei Beschwerden wie Völlegefühl oder Aufstoßen sein, für die die Wirkstoffe gar nicht zugelassen sind. Indiziert sind PPI zur Behandlung von verschiedene Ulzera, Helicobacter pylori im Rahmen der Triple-Therapie, Prophylaxe und Behandlung von gastrointestinalen Ulzera durch nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), Refluxkrankheit und -Ösophagitis und dem Zollinger-Ellison-Syndrom.

Professor Dr. Michael Kochen, Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AKdÄ), untersuchte die Verordnung in Kliniken. Das Ergebnis: Eine Verordnung in mehr als 50 Prozent der Fälle nach der Entlassung der Patienten sei unnötig. „Es kommt fast kein Patient mehr ohne Protonenpumpenhemmer aus dem Krankenhaus“, so Kochen im Spiegel.

Die Medikamente werden häufig über einen langen Zeitraum eingenommen und Verwender kommen dann schwer wieder von ihnen los. Wird die Magensäureproduktion über lange Zeit gehemmt, wird nach dem Absetzen vermehrt Magensäure freigesetzt und es kommt zu einer Verschlechterung der Beschwerden. Nicht außer Acht gelassen werden sollten auch die Nebenwirkungen bei einer Daueranwendung.

PPI können die Absorption von Vitamin B12 aufgrund einer Hypo- oder Achlorhydrie verhindern. Eine Langzeitanwendung kann ebenso die Ursache für eine Hypomagnesieämie oder das Auftreten von Frakturen sein. Besonders Hüft- oder Handgelenks- und Wirbelsäulenfrakturen können auftreten. Das Risiko für einen Bruch steigt um 10 bis 40 Prozent, abhängig von weiteren Erkrankungen wie zum Beispiel Osteoporose. Findet eine Anwendung von länger als einem Jahr statt, sollte der Einsatz überwacht werden.

Die Säureblocker verhindern die Sekretion der Magensäure durch eine spezifische Hemmung der Protonenpumpe. Die verminderte Freisetzung der Magensäure ist reversibel. Die Wirkstoffe sind säureempfindlich und sind daher mit einem magensaftresistenten Überzug versehen. Daher können sie erst im Dünndarm resorbiert werden.

Die jeweiligen Prodrugs gelangen über den Blutkreislauf an die Belegzellen im Magen und werden dort durch die Säure in ihre eigentliche Wirkform überführt. Durch Bindung an die H+/K+-ATPase wird die Protonenpumpe an der Freisetzung der Magensäure irreversibel gehemmt. Die lange Wirkdauer beruht auf der Neubildung der H/K-ATPase, die etwa ein bis drei Tage in Anspruch nimmt.

Vor allem in der Selbstmedikation sollten Patienten auf den Unterschied zwischen PPI und Antazida hingewiesen werden. Tritt Sodbrennen selten auf, insbesondere wenn die Kunden „gesündigt haben“, sind Antazida Mittel der Wahl. Sie neutralisieren überschüssige Säure und lindern schnell die Symptome. PPI hingegen verhindern die Freisetzung weiter Säure und haben keinen Neutralisationscharakter.

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