Muskelrelaxantien

Pridinol: Konkurrenz aus den eigenen Reihen

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Berlin -

Der Markt der Muskelrelaxantien wird vom inzwischen generischen Methocarbamol angeführt. Dermapharm setzt auf den bekannten Wirkstoff Pridinol: Seit März 2018 ist der Arzneistoff aus dem Dornröschenschlaf erwacht und als Myopridin (Strathmann) auf dem Markt. Zum 1. Februar launcht Trommsdorff Myditin. Dermapharm hatte im Januar 2018 beide Firmen zugekauft, somit kommen beide Produkte aus demselben Hause.

Pridinol kam 1998 als Myoson direkt (Strathmann) auf den Markt. Das zentral wirksame Muskelrelaxans war als fiktiv zugelassenes Arzneimittel jedoch nicht erstattungsfähig und verlor mehr und mehr an Bedeutung. Im August 2016 folgte schließlich die Marktrücknahme. Da sich die Nachzulassung als aussichtsloser Kampf gegen das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erwies, beantragte das Unternehmen parallel eine Neuzulassung für den Wirkstoff. Mit 3 mg Pridinol enthält Myopridin wie der Vorgänger 4 mg Pridinolmesilat. Die Zulassung folgte im Dezember 2017. Nur drei Monate später war Myopridin auf dem Markt.

Pridinol kann Muskelkrämpfe verschiedener Ursachen lösen, auch Wadenkrämpfe und Halsmuskelverspannungen können gemindert werden. Die Wirkung kann auf einen atropinähnlichen Mechanismus zurückgeführt werden. Ursache ist eine Blockade der Acetylcholin-Rezeptoren in Gehirn und Rückenmark. Impulse an die glatte und quergestreifte Muskulatur bleiben aus und die Muskelkontraktion wird verhindert – die Muskelspannung sinkt.

Das Pendant Myditin (Trommsdorff) hat am 5. Dezember 2018 die Zulassung erhalten und wird im Februar in der Stärke 3 mg zu 20, 50 und 100 Stück gelauncht. Die Tabletten können zur Behandlung von zentralen und peripheren Muskelspasmen, Lumbalgie, Torticollis sowie allgemeinen Muskelschmerzen bei Erwachsenen angewendet werden. Empfohlen werden dreimal täglich 1,5 bis 3 mg Wirkstoff, die unzerkaut und mit reichlich Flüssigkeit eingenommen werden. Die Arzneimittel können unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden, der Wirkeintritt ist jedoch bei nüchterner Einnahme beschleunigt.

1797 gegründet, ist Trommsdorff einer der ältesten Arzneimittelhersteller in Deutschland. Seit 1975 gehörte das Unternehmen mit Sitz in Alsdorf bei Aachen zur spanischen Ferrer-Gruppe mit Hauptsitz in Barcelona. Rund 250 Mitarbeiter sind am deutschen Firmensitz beschäftigt, davon ungefähr 100 in der Produktion. Vom Umsatz von rund 51 Millionen Euro entfallen rund 38 Millionen Euro auf den Verkauf von OTC- und Rx-Produkten in Deutschland und 13 Millionen Euro auf die Lohnherstellung.

Zurzeit stehen verschiedene zentral wirksame Muskelrelaxantien zur Verfügung. Sirdalud (Tizanidin) und das generische Baclofen sind ebenfalls als Tabletten auf Rezept erhältlich. Methocarbamol ist jedoch das laut Arzneimittelverordnungsreport mit etwa 20,5 Millionen Tagesdosen (DDD) im Jahr 2017 das am häufigsten verordnete Muskelrelaxans. Häufiger wird nur Botox mit 88,5 Millionen DDD verordnet, allerdings zur Behandlung der Multiplen Sklerose. Allein 19,9 Millionen DDD entfielen 2017 auf Platzhirsch Ortoton, der restliche Anteil geht an DoloVisano.

Die Mitbewerber in den Schatten stellt Limptar, das jedoch zur Vorbeugung und Behandlung von nächtlichen Wadenkrämpfen angezeigt ist. Entfielen 2015 nur etwa 7 Millionen DDD auf das Arzneimittel, waren es 2017 bereits 17,5 Millionen. Seit April 2015 ist das Chinin-haltige Präparat von Klosterfrau verschreibungspflichtig. Tolperison kommt auf insgesamt 7,4 Millionen DDD.

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