HIV-Prophylaxe

PrEP: Positive Bilanz und weitere Preissenkung

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Berlin -

Vor etwa einem Jahr ist das Pilotprojekt zur Präexpositionsprophylaxe (PrEP) gestartet. Das Blisterzentrum Kölsche Blister des Apothekers Erik Tenberken hatte in Kooperation mit Hexal die Wirkstoffkombination Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil (FTC/TDF) bezahlbar gemacht. Die Bilanz ist positiv.

Menschen mit einem hohen Risiko für eine HIV-Infektion können sich mit der PrEP vor der Erkrankung schützen. Zielgruppe sind Personen, die wegen häufig wechselnder Geschlechtspartner ein großes Risiko für eine Ansteckung mit HIV haben. Seit 2016 ist die Fixkombination aus FTC/TDF in der Dosierung 200/245 mg als Dauermedikation zugelassen. Für die anlassbezogene PrEP besteht keine Zulassung. Das Patent des Originalpräparats Truvada (Gilead) lief am 25. Juli 2017 ab.

Bei einem Preis von 800 Euro für einen Monat war die PrEP für viele Luxus. Nicht jeder aus der Zielgruppe konnte sich dies leisten und somit konnte nur ein limitierter Personenkreis von der Behandlung profitieren. Denn die Kassen erstatten den präventiven Einsatz bislang nicht. Das Terminservice- und Versorgungsgesetze soll dies bald ändern: Voraussichtlich Mitte 2019 soll die PrEP Kassenleistung werden.

Tenberken konnte mit Hilfe des Kooperationspartners Hexal die Therapiekosten auf etwa 50 Euro für einen Zeitraum von 28 Tagen senken. Möglich war dies durch die Streichung der Preisbindung für verblisterte Ware durch den Bundesgerichtshof (BGH). Später senkten auch Ratiopharm und andere Generikahersteller die Preise für Emtricitabin/Tenofovir drastisch. Außerdem gab es Kampagnen zum Thema. So stieg die Zahl der PrEP-Anwender im vergangenen Jahr signifikant. „Deutschlandweit wird eine Zahl von mehr als 4500 Nutzern angenommen, die überwiegende Mehrheit wird im Rahmen des Projektes versorgt“, schreibt Kölsche Blister. Die Zahlen lassen sich aus der projektbegleitenden Studie PRIDE ableiten.

Die Zahl der potenziellen Anwender könne Schätzungen zufolge weit höher liegen. Die Kooperationspartner hatten nach Wegen gesucht, den Preis weiter zu senken. Mit Erfolg: Ab dem 1. November – einen Monat vor dem Welt-Aids-Tag – wird die Wirkstoffkombination 40 Euro pro 28 Tagen kosten; eine weitere Preissenkung um 20 Prozent. „Die Senkung des Abgabepreises ermöglicht einer größeren Anwendergruppe den Zugang zur PrEP“, so Kölsche Blister.

Eine Verordnung erhält jedoch nur, wer auch eine entsprechende Untersuchung beim Arzt erhalten hat. Dieser muss ausschließen, dass der Patient bereits infiziert ist. In diesem Fall muss ein Therapieregime für den Betroffenen verordnet werden. Würde nur die PrEP gegeben, würde die Gefahr der Resistenzen steigen. Das Arzneimittel wird im Rahmen der PrEP einmal täglich eingenommen. Indiziert ist das Präparat in Kombination mit Safer-Sex bei Erwachsenen mit einem hohen HIV-Risiko, um die Gefahr einer Virusinfektion zu minimieren.

Für eine anlassbezogene PrEP – wofür die Kombination keine Zulassung hat – werden zwei Tabletten bis spätestens zwei Stunden vor dem Geschlechtsverkehr sowie je eine Tablette an den folgenden zwei Tagen eingenommen. Die Wirksamkeit der anlassbezogenen PrEP ist jedoch noch nicht zweifelsfrei erwiesen. Voraussetzung ist die regelmäßige Einnahme. Die Patienten sollten sich regelmäßigen HIV-Tests und ärztlichen Untersuchungen unterziehen.

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