In Deutschland sind im vergangenen Jahr etwa 348.000 Menschen an den Folgen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gestorben. Um Schlaganfällen und Herzinfarkten vorzubeugen, ist frühzeitige Prävention essentiell. Wie wäre es, wenn aus dem Inneren eines Fahrzeugs ein medizinisch-diagnostischer Raum würde? Daran forscht ein Team der TU Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover (MMH).
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache. 348.300 Menschen versterben jährlich in Deutschland an den Folgen. Eine frühzeitige Prävention stellt demnach die wichtigste Maßnahme dar. Ein Forschungsteam untersucht nun die Möglichkeit, drohende Herz-Kreislauf-Erkrankung schon während der Autofahrt zu erfassen.
Forschende vom Peter Reichertz Institut für Medizinische Informatik (PLRI) der TU Braunschweig und der MHH untersuchen, ob es möglich ist, aus dem Fahrzeuginneren einen medizinisch-diagnostischen Raum zu machen. Die Ergebnisse sollen ab dem 11. November auf der Medizintechnik-Fachmesse „Medica“ in Düsseldorf mittels einem SmartCar vorgestellt werden.
Das eine Diagnostik innerhalb des Fahrzeugsraumes durchaus Sinn macht, zeigt die durchschnittliche Zeit, die Menschen täglich im Auto sitzen. So verbringe man durchschnittlich 43 Minuten pro Tag in einem Fahrzeug, so die Forscher:innen. „Da liegt es nahe, auch medizinische Untersuchungen in unsere tägliche Mobilität mit einzubinden. Die Integration einer kontinuierlichen Gesundheitsüberwachung birgt großes Potenzial, Krankheiten früher zu erkennen.“
So könne die Verknüpfung von Gesundheitsdiensten mit dem Auto beispielsweise Diabetes, kritische Herzfrequenzen, sich anbahnende Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Erschöpfung während der Fahrt erkennen. „Deshalb ist es zwar neu und ungewöhnlich, ein Auto auf einer Medizintechnik-Messe vorzustellen, aber auch nur folgerichtig, unser SmartCar als ein Produkt für die Gesundheitsvorsorge zu präsentieren“, so das Team.
In dem Auto sind im Lenkrad Sensoren integriert, die ein EKG über die Hände erstellen und die Herz- und Atemfrequenz messen können. Dies läuft passiv und kontinuierlich während der Fahrt, ohne den Fahrenden zu beeinträchtigen. Herztöne können per Sicherheitsgurt erfasst werden. Ebenso ist eine Innenraumkamera installiert. Diese nimmt das Gesicht des Fahrenden auf, um Herzschlagrate und Atemfrequenz zu berechnen. Ein zusätzlicher Temperatursensor im Autositz misst die Körpertemperatur.
Die so erfassten Vitalparameter werden über „eine Sensordatenfusion mit Hilfe eines neuronalen Netzes zusammengeführt und analysiert“. Über einen längeren Zeitraum kann ein individuelles Profil der Patient:innen erstellt werden. Der Vorteil: „Kleine, aber kontinuierliche Änderungen in diesem persönlichen Gesundheitsprofil, wie zum Beispiel häufigere oder längere Herzschlagunregelmäßigkeiten, können so frühzeitig erkannt werden.“
Mit dem SmartCar könnten so Symptome wie Vorhofflimmern diagnostiziert und Schlaganfälle verhindert werden. Ein weiterer Vorteil: „Die Werte werden zu unterschiedlichen Tageszeiten erhoben, die aber meist auch eine gewisse Regelmäßigkeit aufweisen. Das ist zum Beispiel die Fahrt zur Arbeit und zurück oder auch Einkaufsfahrten“, erklären die Forscher:innen.
Eine Auswertung der Daten könnte am Abend der Fahrt erfolgen. Per Mail könne so auf mögliche Auffälligkeiten hingewiesen werden, die einen Arztbesuch erforderlich machen. Eine Meldung während der Fahrt wolle man vermeiden, so die Forscher:innen, um den oder die Fahrer/in nicht abzulenken.
„Uns geht es darum, tendenzielle Veränderungen und Auffälligkeiten frühzeitig zu erkennen und damit präventiv zu wirken“, so Deserno. Mit dem SmartCar zeigt das PLRI, wie die Gesundheitsüberwachung im Auto das Risiko schwerer Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich senken und Fahrzeuge der Zukunft zu einem unverzichtbaren Bestandteil der präventiven Gesundheitsförderung werden könnten.
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