Zwei Faktoren entscheidend

Prädiabetes: Abnehmen allein hilft nicht Sandra Piontek, 14.10.2023 09:07 Uhr

Bauchfett gilt als Risiko für Gesundheitsschäden, da es stoffwechselaktiv ist. Foto: graziella-stock.adobe.com
Berlin - 

Prädiabetes sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden: Was oft als letzte Warnung wahrgenommen wird, bedeutet in Wirklichtkeit schon ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Folgeerkrankungen. Abnehmen um die drohende Erkrankung aufzuhalten? So einfach ist es tatsächlich nicht, wie neueste Studienergebnisse zeigen.

Dass Diabetes das Risiko für gefährliche Folgeerkrankungen erhöht, ist hinlänglich bekannt. Aber auch ein sogenannter Prädiabetes kann bereits gefährlich für die Gesundheit werden. Denn die Vorstufe des Typ-2-Diabetes ist bereits mit einer Zuckerstoffwechselstörung assoziiert und kann zu chronischen Folgeerkrankungen führen. Das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ) hat in einer Übersichtsarbeit die bisherige Studienlage sowie die Aussagekraft bewertet.

„Wir sprechen hier von einem sogenannten Umbrella-Review“, einer Bündelung aller Einzelstudien zu einem bestimmten Thema, so Dr. Michael Roden, Wissenschaftlicher Direktor und Vorstand des DDZ, in einer Bewertung der Studie. „Die Ergebnisse zeigen, dass der Prädiabetes mit einem erhöhten Risiko für Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfällen, chronischer Nierenerkrankung, Demenz sowie Krebs und generell mit einer höheren Sterblichkeitsrate zusammenhängt. Prädiabetes ist somit gefährlicher als angenommen und verlangt erhöhte Aufmerksamkeit nicht nur durch die Wissenschaft, sondern auch in der klinischen Praxis.“

Zwei Faktoren entscheidend

Um dem Prädiabetes entgegenzuwirken oder rückgängig zu machen, sind laut neuen Forschungsergebnissen deswegen insbesondere zwei Faktoren wichtig: die Verbesserung der Insulinsensitivität und die Verringerung des Bauchfetts. Für die PLIS-Studie (Prediabetes Lifestyle Intervention Study) wurden die Daten von 298 Prädiabetiker:innen ausgewertet. Diese hatten zuvor mindestens 5 Prozent ihres Körpergewichts durch eine Lebensstilveränderung verloren. Bemerkenswert für die Forschenden war: Der Prädiabetes entwickelte sich nur bei einem Teil der Studienteilnehmenden zurück. Dies warf die Frage auf: Wie unterschieden sich diese Personen von denen, die ebenso Gewicht verloren, aber weiterhin erhöhte Blutzuckerwerte aufwiesen?

Glukosespiegel normalisieren

Die Remission des Prädiabetes, also Normalisierung der Blutzuckerwerte, schützt vor einer Typ-2-Diabetes-Erkrankung und dem Risiko für daraus resultierenden Komplikationen. Entscheidend für den Rückgang des Prädiabetes war hier aber nicht der Gewichtsverlust, sondern die verbesserte Insulinsensitivität. Folglich konnten bei den Personen mit normalisierten Blutzuckerwerten die Körperzellen wieder sensitiver auf das Hormon Insulin reagieren. Dadurch wurde auch der Zuckerstoffwechsel optimiert.

Der zweite wichtige Faktor ist laut den Ergebnissen die Verringerung des Bauchfettes. Denn das viszerale, die Organe umgebende Fett ist stoffwechselaktiv. Fettzellen vor allem im Bauchbereich setzen Botenstoffe frei, die Insulinresistenz fördern. Laut dem Diabetesinfoportal gilt als Faustregel: Je mehr Bauchfett vorhanden ist, desto schlechter kann das Hormon Insulin wirken.