Portale warnen vor Ibuprofen APOTHEKE ADHOC, 02.11.2017 14:10 Uhr
„Gesundheitsämter warnen vor der Einnahme von Ibuprofen“, mahnten die Internetportale „Ohmymag“ sowie Gentside im September. Das Schmerzmittel könne schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben.
Wer Ibuprofen häufig und unkontrolliert einnehme, müsse mit unerwünschten Arzneimittelwirkungen rechnen. Die Portale bezogen sich in ihrer Warnung auf Meldungen des National Medical Research Council und weiterer Gesundheitsämter, die dazu rieten, Ibuprofen „möglichst durch andere Medikamente zu ersetzen“. Der Grund: Der Wirkstoff kann Auslöser „vieler Magen-Darmkrankheiten sein, die einen Großteil der Bevölkerung“ betreffen.
Weiter heißt es: „Außerdem soll es das Risiko von Herzkreislaufproblemen bei Menschen über 40 Jahren verdreifachen.“ Das gleiche gelte für andere Infektionshemmer [sic!] wie Naproxen.
Dass Analgetika unter Umständen das Herz-Kreislauf-System schädigen und gar einen Herzstillstand auslösen können, bestätigte im März eine dänische Studie, die im European Heart Journal veröffentlicht wurde. Die Forscher zogen Daten von 29.000 Herzstillstand-Patienten in Dänemark in den Jahren 2001 bis 2010 in die Studie ein. Etwa 3400 der Betroffenen hatten bis zu einen Monat vor dem Ereignis ein Schmerzmittel, darunter Nicht-Steroidale-Antirheumatika (NSAR) eingenommen. Ibuprofen wurde von 1100 Patienten eingesetzt, Diclofenac kam bei 545 Betroffenen zum Einsatz. Die Wahrscheinlichkeit eines Herzstillstandes stieg unter Diclofenac um 50 Prozent und bei Ibuprofen um 31 Prozent im Vergleich zu den Patienten, die keine Schmerzmittel einnahmen, so das Ergebnis der Forscher.
Gunnar Gislason, ein Autor der Studie und Kardiologe am Universitätskrankenhaus in Gentofte, warnte im März: „Indem man zulässt, dass diese Mittel ohne Rezept gekauft werden können ohne Rat oder Einschränkungen, vermittelt man der Öffentlichkeit den Eindruck, dass sie sicher sein müssen.“ „Die Ergebnisse sind eine Erinnerung daran, dass NSAR nicht harmlos sind“, sagte Gislason in Bezug auf die Studie.
Gislason riet Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen von einer NSAR-Einnahme ab. Sie würden die Ansammlung von Blutplättchen beeinflussen, die Gerinnsel verursachen könnten. Die Empfehlung des Kardiologen liegt bei maximal 1200 mg Ibuprofen täglich.
Ibuprofen zählt zu den OTC-Lieblingen und wurde im vergangenen Jahr laut QuintilesIMS am häufigsten angegeben. Das NSAR besitzt antphlogistische, antipyretische und analgetische Eigenschaften. Ibuprofen hemmt im Arachidonsäurezyklus unselektiv das Enzym COX und in Folge die Bildung von Serie-2-Prostaglandinen als Entzündungsmediatoren. Darüber hinaus verfügt das Arylpropionsäurederivat über thrombozytenhemmende Eigenschaften.
Die Wissenschaftler um Gislason hatten die Auswirkungen von NSAR untersucht, zu denen neben Ibuprofen und Diclofenac auch Naproxen und die Cycloxygenase (COX)-2-Hemmer Rofecoxib und Celecoxib zählen. Schon mehrere Untersuchungen zuvor hätten gezeigt, dass diese Arzneistoffe mit kardiovaskulären Risiken verbunden sind.
Dass Ibuprofen nicht so sicher wie gedacht ist, belegten auch Wissenschaftler des Universitätsspitals in Zürich in einer prospektiven, randomisierten, doppelblinden, multizentrischen Subanalyse der Precision-Studie. Diese verglich die Sicherheit des COX-2-Hemmers Celecoxib mit der der nicht-steroidalen Antirheumatika Ibuprofen und Naproxen.
Die Untersuchung konnte zeigen, dass Celecoxib das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen nicht stärker erhöhte als Naproxen und Ibuprofen.