Viele ältere Bürger:innen haben sie noch – die Impfnarbe durch die Immunisierung gegen Pocken. Irgendwo zwischen kreisrund und oval prangt sie am Oberarm eines jeden Pocken-Geimpften. Außerhalb von Deutschland lässt sich die Hautveränderung auch noch bei jüngeren Menschen beobachten. Denn Länder wie Lettland haben die Immunisierung länger vorgenommen. Doch woher kommt die Impfnarbe? Und werden Personen, die nun im Rahmen der Ringimpfungen mit Imvanex (Bavarian Nordic) immunisiert werden, ebenfalls eine Narbe ausbilden?
Der Grund für die Impfnarbe liegt in der damaligen Art des Impfens. Der Pocken-Impfstoff wurde nicht mittels Spritze und Kanüle in den Deltamuskel injiziert, sondern mit einer Impfpistole eingebracht. Diese Impfpistolen können entweder mit oder ohne Kanülen Vakzine in den Körper einbringen. Bei Kanülen-freien Geräten wird mit Hochdruck gearbeitet. Heute werden Impfpistolen nicht mehr eingesetzt, da sie nicht ausreichend hygienisch sind. In der Veterinärmedizin finden sich noch im Rahmen von Massenimpfungen Anwendung.
Anstatt kleiner Vials oder Einzeldosen konnten größere Gebinde auf den Pistolen angebracht werden. Dadurch konnte Zeit eingespart werden. Betriebliche Impfungen oder Reihenimpfungen in Schulen konnten so in kurzer Zeit durchgeführt werden. Durch die Druckimpfung entstand auf der Haut durch die kleine Einritzung eine Art geplante Infektion. Durch die Hautreizung kam es zur Entzündung. Nach dem Abheilen blieb die charakteristische Narbe. Auch ohne Impfpistole kann eine Narbe entstehen. In vielen Fällen hat der Arzt/die Ärztin die Haut angeritzt oder mehrmals mit einer in den Impfstoff getränkten Kanüle punktiert.
Übrigens: Die Pockenimpfung zeigte viele Nebenwirkungen. Deshalb wird für anstehende Ringimpfungen auch nicht der von der Bundesregierung eingelagerte Pocken-Lebendimpfstoff, sondern das Vakzin Imvanex von Bavarian Nordic genutzt. Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes MVA-Vakzin. Also einen Impfstoff, der auf einem modifiziertem Vacciniavirus Ankara beruht.
Mediziner:innen gehen davon aus, dass die damaligen Pockenimpfstoffe heute aufgrund des schlechten Nebenwirkungspotentials keine Zulassung mehr erhalten würden. Diese Vakzine stehen theoretisch immer noch bereit, können aber nicht frei bezogen werden. Sie dienen dem Ernstfall. Sollten Pockenfälle in Deutschland auftreten, müssten recht schnell Massenimpfungen vollzogen werden. Abweichend von den damaligen Massenimpfungen müsste nicht nur Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren, sondern auch zahlreiche Erwachsene immunisiert werden. Diese eingelagerten„Notfallimpfstoffe“ seien vor allem für Säuglinge gefährlich, so die Akademie für Kinder. Und Jugendmedizin. „Im ersten Lebensjahr ist das Risiko, an den Folgen der Impfung zu sterben, um den Faktor zehn höher als bei älteren Kindern und Jugendlichen.“ Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören progressive Vaccinia (seltene Hauterkrankung mit fortschreitenden Ulzerationen), Enzephalitis, akzidentelle Inokulation und generalisierter Ausschlag.
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