Lieferengpässe

Pneumokokken-Impfstoff: BMG erklärt Notstand

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Berlin -

Weil der Pneumokokken-Impfstoff derzeit nicht verfügbar ist, hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) jetzt den Notstand erklärt. So sollen alternative Bezugsmöglichkeiten eröffnet werden. Die Impfung wird empfohlen, um Komplikationen im Zusammenhang mit Corona-Infektionen zu vermeiden.

„Es besteht in Deutschland ein Mangel der Versorgung der Bevölkerung mit in Deutschland zugelassenen Pneumokokken-Impfstoffen“, so die formale Erklärung des BMG. „Die Impfung der betroffenen Personengruppen entsprechend den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission ist derzeit nicht flächendeckend sichergestellt. Insoweit wird festgestellt, dass es sich bei Impfstoffen zum Schutz gegen Pneumokokken um Arzneimittel handelt, die zur Prophylaxe gegen lebensbedrohliche Erkrankungen benötigt werden, und dass ein Versorgungsmangel mit diesen Arzneimitteln vorliegt.“

Diese Feststellung ermöglicht es den zuständigen Behörden der Länder, im Einzelfall ein befristetes Abweichen von den Vorgaben gemäß Arzneimittelgesetz (AMG) zu gestatten. „Damit kann flexibel auf die Umstände des jeweiligen Krankheitsausbruchs und den Bedarf an spezifischen Arzneimitteln reagiert werden“, so das BMG.

Eine Infektion mit Pneumokokken kann für besondere Personengruppen, insbesondere in Verbindung mit einer Erkrankung an Covid-19, eine lebensbedrohliche ­Erkrankung darstellen. Um Komplikationen zu verringern, hatte die Ständige Impfkomission (Stiko) älteren und vorerkrankten Menschen eine Impfung gegen Pneumokokken empfohlen. Aufgrund der bestehenden Liefengpässe wurde zuletzt angeregt, Risikogruppen zu priorisierten – nur vulnerable Personengruppen sollen versorgt werden.

Dabei soll wie folgt vorgegangen werden:

Prevenar (Pfizer) soll ausschließlich für die Grundimmunisierung von Säuglingen (bis 2 Jahre) verwendet werden. Bei Nichtverfügbarkeit von Prevenar kann auf Synflorix werden.

Pneumovax (MSD) soll für folgende Personengruppen verwendet werden:

  • Personen ab 70 Jahre (vorher ab 60 Jahre)
  • Patienten mit Immundefizienz
  • Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen

Besondere Vorsicht bei der Verordnung

Bein einer Verordnung für ein Kind muss vorallem das Alter Beachtung finden: Bei Pneumovax fehlen Daten für Säuglinge und Kleinkinder bis 2 Jahre. In dieser Altersgruppe dürfen nur Prevenar oder alternativ Synflorix verabreicht werden. Bis auf Weiteres gilt: Prevenar ausschließlich für die Grundimmunisierung von Säuglingen verwenden.

Vulnerable Personengruppen

Patienten mit Immundefizienz – hierzu zählt auch eine bestehende immunsuppressive Therapie – sowie Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen (COPD) sollen priorisiert mit Pneumovax geimpft werden. Gleiches gilt für Personen über 70 Jahre. Bis auf Weiteres gilt: Es werden nur die von der STIKO priorisierten Risikogruppen geimpft. Von der Impfung anderer Bevölkerungsgruppen ist vorerst abzusehen.

Appell an Apotheken

Alle Apotheken, die Arztpraxen oder Institutionen mit den Impfstoffen beliefert haben, sollen schnellstmöglich über den Sachverhalt informieren. Das Personal selbst soll bei der Abgabe von Prevenar und Pneumovax sensibilisiert sein und die Vorgaben zur Abgabe einhalten.

Vorherige Absprachen mit Apotheken fehlten

Apotheker bemängeln, dass es keine Absprachen mit den jeweiligen Institutionen und Verbänden vor der Veröffentlichung der Empfehlung gab. In den Apotheken war die Beschaffung des Impfstoffes schon seit Längerem erschwert. Mit mehr Vorlaufzeit hätten sich die Apotheken zusammen mit den Arztpraxen auf die Situation vorbereiten können. Risikogruppen hätten wohlmöglich früher priorisiert werden können, nun fehlt der Impfstoff weitestgehend.

MSD bestätigt den Lieferengpass: „Im ersten Quartal 2020 haben wir bereits rund die Hälfte der für dieses Jahr geplanten Impfdosen ausgeliefert. Das entspricht rund 75 Prozent des Bedarfs des gesamten Vorjahres.“ Diese Situation könnte länger anhalten, so erklärt MSD: „Die Produktion von Impfstoffen ist als ein biotechnologischer Vorgang sehr komplex und kann bis zu 36 Monate in Anspruch nehmen. Dies erfordert eine langfristige Produktionsplanung, die eine kurzfristige Anpassung an eine veränderte Nachfrage nur sehr eingeschränkt möglich macht.“

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