Ein vielversprechender Wirkstoffkandidat soll 2023 am Menschen getestet werden. Im Tierversuch konnte die „Pille für den Mann“ bereits überzeugen. Doch kann die neue Verhütungsmethode eine Schwangerschaft wirklich verhindern?
Der wissenschaftliche Name des neuen Wirkstoffes lautet YCT529. Der Inhibitor für die Retinsäurerezeptoren wird als potenzielles, nicht-hormonelles Pharmazeutikum in der Pille für den Mann diskutiert. Im Tierversuch mit Mäusen konnte eine Schwangerschaft zu 99 Prozent verhindert werden. Aufgrund dieser positiven Ergebnisse sollen schon im nächsten Jahr Studien für Tests am Menschen beginnen. Männer haben bislang die Möglichkeit, mittels Kondom oder Vasektomie zu verhüten. Dabei sollte der operative Eingriff gut überlegt werden, da er nicht immer reversibel ist. Die Pille für den Mann ist demnach für viele ein Hoffnungsträger.
Eine hormonelle Verhütung für den Mann ist aktuell keine geeignete Option. Der Eingriff in den Testosteronhaushalt bringt viele Nebenwirkungen mit sich. So können Depressionen ausgelöst werden. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Männer mit einem manifesten Testosteronmangel ein erhöhtes Risiko für die melancholische Verstimmung haben. Zudem kann sich bei Veränderung des Hormonspiegels der LDL-Cholesterol-Wert erhöhen: Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt.
Vor diesem Hintergrund untersuchte Dr. Gunda Georg an der University of Minnesota den neuen Wirkstoffkandidaten YCT529 an Mäusen. Bei der Spermatogenese spielt Retinsäure, als eine Form von Vitamin A eine besondere Rolle. Die hormonell aktive Form der Retinole beeinflusst durch die Spermatogenese die Fertalität. Mit YCT529 gelang es den Forscher:innen, das RAR-α-Gen in männlichen Mäusen zu blockieren, was schon nach vier Wochen Anwendung zur Sterilität führte. Entscheidender Vorteil: Die Fertilität konnte bereits vier bis sechs Wochen nach Absetzen des Wirkstoffes vollständig wieder hergestellt werden. Zudem löst der neue Verhütungswirkstoff kaum Nebenwirkungen aus. Profiliert sich YCT529 in den für 2023 geplanten Studien, könne laut den Wissenschaftler:innen bald mit der Pille für den Mann gerechnet werden.
Bisherige Verhütungsmethoden konzentrieren sich vor allem auf die Initiative von Frauen. Viele Anwenderinnen sind sehr unzufrieden mit der koventionellen Verhütung per Hormoneinnahme und wünschen sich Alternativen, wie zum Beispiel eine Umfrage der AOK Bayern ergab: Frauen nutzen der Krankenkassen-Auswertung zufolge seltener die Anti-Baby-Pille als Verhütungsmethode als noch vor knapp zehn Jahren. Hätten Ärzte 2013 noch 56 Prozent der jungen Frauen im Freistaat die Pille verordnet, seien es im vergangenen Jahr nur noch 40 Prozent gewesen, wie aus Analyse der AOK Bayern hervorgeht.
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