Wissenschaftspreis

Phoenix-Oscar für Pharmazie-Forscher APOTHEKE ADHOC, 21.10.2016 17:54 Uhr

Berlin - 

Der Mannheimer Pharmagroßhändler Phoenix hat zum 20. Mal den mit insgesamt 40.000 Euro dotierten Pharmazie Wissenschaftspreis 2016 verliehen. Ausgezeichnet wurden vier Arbeiten aus den Fachbereichen Pharmakologie und Klinische Pharmazie, Pharmazeutische Biologie, Pharmazeutische Chemie sowie Pharmazeutische Technologie.

Im Bereich Pharmakologie und Klinische Pharmazie hat ein Forscherteam um Professor Dr. Hanns Ulrich Zeilhofer von der Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich den Preis erhalten. Die Gruppe beschreibt in ihrer Arbeit „Analgesia and unwanted benzodiazepine effects in point-mutated mice expressing only one benzodiazepine-sensitive GABAA receptor subtype” (Nature Communications) einen neuen Angriffspunkt für die Behandlung chronischer Schmerzen.

Hierbei wird eine funktionierende Schmerzhemmung im Rückenmark, die bei Patienten mit chronischen Schmerzen vermindert ist, mit einem Wirkstoff wiederhergestellt. In bisherigen Experimenten konnte eine sehr gute Schmerzlinderung erzielt werden, ohne dass dabei die typischen Nebenwirkungen beobachtet wurden, wenn Angriffspunkte ähnlicher Art mit Arzneistoffen angegangen werden.

Die Arbeitsgruppe von Professor Dr. Rolf Müller von der Universität des Saarlandes bekam den Preis für Pharmazeutische Biologie. Ihr Beitrag „Targeting DnaN for tuberculosis therapy using novel griselimycins“ (Science) dreht sich um Griselimycine (GM). Die von Bakterien produzierten zyklischen Peptide wirken sehr gut gegen arzneimittelresistente Tuberkuloseerreger.

Um ihre schlechten pharmakokinetischen Eigenschaften zu kompensieren, ermittelte das Team ein synthetisches GM, das sogar eine verbesserte keimtötende Wirkung aufweist: Cyclohexylgriselimycin. In Mausmodellen, welche Cyclohexylgriselimycin in Kombination mit herkömmlichen Tuberkulose-Wirkstoffen evaluierten, konnten, im Gegensatz zur Standardtherapie, nach Anwendung keine lebensfähigen Tuberkuloseerreger mehr festgestellt werden. Für die therapeutische Anwendung ist eine mögliche Resistenzbildung kein Hindernis, da die GM-resistenten Mutanten ein deutlich geringeres Wachstum zeigen.

Für die Entdeckung eines neuen Hemmstoffs für das sogenannte Enzym Sirtuin-2 ging der Preis für Pharmazeutische Chemie an Wissenschaftler um den Professor Dr. Manfred Jung, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Sirtuine sind Proteine, die in Zusammenhang mit einigen altersbedingten Krankheiten stehen, da sie in der Zelle als eine Art Signalgeber für Stoffwechselvorgänge fungieren.

Die neu entwickelten Hemmstoffe ermöglichen es, die von Sirtuin-2 gesteuerten Prozesse zu ermitteln und so zu neuen Therapieansätzen für altersbedingte Erkrankungen beizutragen. Die Arbeit „Selective Sirt2-inhibition by ligand-induced rearrangement of the active site” wurde in Nature Communications veröffentlicht.

Die Forschergruppe von Professor Dr. Plaus Langer von der Westfälische Wilhelms-Universität Münster erhielt den Preis im Bereich Pharmazeutische Technologie. Um Arzneistoffe gezielt in erkrankte Körperregionen zu transportieren, werden Nanopartikel verwendet. An diesen lagern sich auf dem Weg durch den Körper Proteine an, die das weitere Verhalten im Körper maßgeblich beeinflussen.

In der Arbeit wurde untersucht, wie die Oberfläche und das Material der Nanopartikel das Muster dieser Anlagerung beeinflussen. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse unter dem Titel „Comparative examination of adsorption of serum proteins on HSA- and PLGA-based nanoparticles using SDS-PAGE and LC-MS” im „European Journal of Pharmaceutics and Biopharmaceutics“.

Die Entscheidung für die Phoenix-Preise lag bei einer vierköpfigen Jury unter Leitung von Professor Dr. Jörg Kreuter vom Institut für Pharmazeutische Technologie der Universität Frankfurt. Alle eingereichten Fachartikel mussten im vergangenen Jahr in einer nationalen oder internationalen Zeitschrift veröffentlicht worden sein.

„Durch diese Auszeichnung lenken wir das Augenmerk der Fachöffentlichkeit auf die pharmazeutischen Innovationspotenziale im deutschsprachigen Raum“, sagte Phoenix-Chef Oliver Windholz. „Mit dem Phoenix Pharmazie Wissenschaftspreis wollen wir als integrierter Gesundheitsdienstleister die pharmazeutische Forschung in Deutschland, Österreich und der Schweiz langfristig fördern und damit die pharmazeutische Wertschöpfungskette nachhaltig stärken.“

Im vergangenen Jahr 2015 wurden die wissenschaftlichen Arbeiten der Arbeitsgruppen von Prof. Dr. Jörg Striessnig, Universität Innsbruck (Kategorie Pharmakologie und klinische Pharmazie), Dr. Beate Henrichfreise, Universität Bonn (Kategorie Pharmazeutische Biologie), Professor Dr. Rolf W. Hartmann, Universität des Saarlandes (Kategorie Pharmazeutische Chemie), sowie Professor Dr. Jean-Christophe Leroux, ETH Zürich (Kategorie Pharmazeutische Technologie) prämiert.