Roche startet eine zulassungsrelevante Studie für das Mittel Actemra (Tocilizumab). Darin werde der potenzielle Nutzen des Mittels bei Patienten mit einer schweren Coronavirus-Lungenentzündung untersucht, wie der Konzern am Dienstag in Basel mitteilte.
Erst am Vortag hatte die US-Gesundheitsbehörde FDA ihr OK für das geplante Phase-III-Programm gegeben. Es sei die erste globale Studie zu Actemra/RoActemra in diesem Umfeld, hieß es. Daneben verfolge man aufmerksam die unabhängig von den Baslern rund um den Globus durchgeführten klinischen Studien mit verschiedenen Roche-Medikamenten, darunter ebenfalls Actemra.
Parallel dazu arbeite der Konzern mit Hochdruck an der Erhöhung der Produktionskapazitäten. Ziel sei es, die Produktion von Actemra „wo immer möglich“ zu maximieren. Roche wurde ebenfalls von der Corona-Krise getroffen und hat zahlreiche Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt, versucht aber dennoch im Rennen um ein Arzneimittel gegen Covid-19 mitzuhalten.
Aufgrund seiner immunsuppressiven Wirkung findet RoActemra bisher vornehmlich in der Therapie der rheumatoiden Arthritis Anwendung. Es gibt allerdings Berichte aus China, wonach das Mittel, das dieses Jahr seinen Patentschutz verliert, sehr gut bei der Behandlung von schwerstkranken Covid-19-Patienten geholfen haben soll.
So sei die zweithäufigste Todesursache bei COvid-19-Patienten nach einem Lungenversagen ein multiples Organversagen aufgrund eines Zytokinsturms, also einer Überreaktion des Immunsystems. Tocilizumab blockiert Rezeptoren, wodurch Entzündungssignale nicht mehr weitergeleitet werden. Laut Roche wurde Actemra deshalb sowohl in China als auch in Italien bereits eingesetzt. Es soll nun getestet werden, diese Einsätze einer klinischen Überprüfung standhalten. „Es wäre die erste globale Studie mit Tocilizumab in diesem Setting – bislang liegt keine klinische Evidenz zu Tocilizumab bei COVID-19-Pneumonie vor“, so Roche. Die Phase-III-Studie soll im April in den USA mit rund 330 Patienten starten.
Einem Bericht der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) zufolge fährt Roche dabei eine zweigleisige Strategie: Nach außen versuche das Unternehmen die Erwartungen niedrig zu halten und auch einen Off-Label Use von Actemra nicht zu befördern, intern arbeite das Unternehmen aber bereits daran, Produktionsanlagen freizubekommen. So solle im Fall einer erfolgreichen Studie und schnellen Zulassung die hergestellte Menge verzehnfacht werden.
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