Pharmaziestudium

Schauspieler prüfen Pharmaziestudenten

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Berlin -

Am Lehrstuhl für Klinische Pharmazie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz müssen heute 40 Pharmaziestudierende praxisorientiertes Wissen und Kommunikationsfähigkeit unter Beweis stellen. Die Objective Structured Clinical Examination (OSCE) ist eine Pflichtprüfung im sechsten Semester unter Leitung von Professor Dr. Irene Krämer. Kontrolliert wird, wie sich die Kandidaten im Rollenspiel schlagen.

Die Studierenden müssen innerhalb von 65 Minuten zehn Prüfungsstationen bestreiten. An vier Stationen stehen schriftliche Tests an. Ansonsten werden die Fähigkeiten in praktischen Übungen kontrolliert.

Als Prüfer teilt ein Approbierter den Studenten die praktische Fragestellung mit. Zusätzlich gibt es einen Schauspieler für die jeweilige Station – das kann ein Pharmaziepraktikant der Klinikapotheke sein oder ein fachfremder Gast. Er hat eine wichtige Aufgabe: Er muss in der Rolle bleiben.

Nach dem Startsignal bleiben fünf Minuten Zeit, um die Aufgabe im Rollenspiel zu lösen. Von der Beratung zu OTC-Präparaten über die Patientenschulung zu Asthmasprays bis hin zur Aufnahme einer Arzneimittelanfrage eines Arztes: Die Studenten werden mit Situationen konfrontiert, die einem Apotheker im Berufsalltag regelmäßig begegnen. Bewertet werden Gesprächsführung, Entscheidungsfindung und Problemlösung. Der Apotheker dokumentiert den Ablauf detailliert.

Ist die Zeit vorbei, ertönt ein Signal. Innerhalb der folgenden 90 Sekunden löst der Prüfer die Situation auf, gibt eine Rückmeldung über das Vorgehen des Studierenden und schickt ihn weiter – die nächste Station wartet nämlich. Auf dem Flur treffen sich die Studierenden der jeweiligen Prüfungsgruppe. Eine Chance für Austausch und Tipps gibt es aber nicht – ein Aufpasser verhindert Gespräche.

Ob er die einzelne Aufgabe und die komplette Prüfung bestanden hat, erfährt der Prüfling erst ein paar Tage später; die Auswertung der einzelnen Prüfbögen nimmt Zeit in Anspruch.

Die Studierenden erhalten bei Prüfungsende Evaluationsbögen. Nach der ersten OSCE-Prüfung in Mainz stand fest: Alle Teilnehmer sahen die Prüfung als notwendig an. Auch wenn 40 Prozent den Schwierigkeitsgrad nicht angemessen fanden, wünscht sich die Mehrheit die OSCE-Prüfung als obligate Prüfungsdisziplin. Auch das Prüfungsteam, bestehend aus Approbiertem und Schauspieler, reflektierte die Aufgabenstellungen und formulierte Verbesserungsvorschläge.

Das OSCE-Prinzip kommt aus Schottland. In den 1970er Jahren wurde diese Prüfungsform an der University of Dundee für Medizinstudierende entwickelt. In Deutschland gibt es OSCE-Prüfungen für Mediziner seit einigen Jahren. Von den 22 Pharmazieinstituten in Deutschland bieten nur drei Standorte diese Prüfung an: Bonn, Mainz und Marburg.

Bis zu den ersten Versuchen mit praktischen Prüfungen gab es im Fach Klinische Pharmazie nur theoretische Wissensüberprüfungen. Durch das Semester hindurch mussten sich Studierende Zwischenkolloquien und Klausuren stellen; der praktische Bezug fehlte. In Hospitationen konnten sich die angehenden Apotheker zwar ein Bild der Betreuung machen, praktisches Agieren oblag aber der Eigeninitiative und wurde nicht universitär überprüft.

Mit der Etablierung einer Trainingsapotheke startete die Pharmazie Mainz im Jahr 2010 auch einen neuen Lehrplan. Das Konzept erhielt von der Universität eine Förderung für innovative Lehrprojekte; aus den Mitteln konnte eine Apotheke samt Kassensystem nachgebaut werden. 2014 baute auch die Pharmazie in Halle eine Trainingsapotheke auf, Braunschweig und Leipzig bieten ebenfalls Übungsapotheken an. Die OSCE-Prüfung ist der nächste Schritt, um praktisches Arbeiten als Bestandteil der universitären Ausbildung von Apothekern zu integrieren.

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