Pharmaziestudium

Bloß keine Apotheke

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Berlin -

Während Apothekeninhaber händeringend nach pharmazeutischem Personal suchen und auf den Nachwuchs hoffen, suchen immer mehr frisch gebackene Pharmazeuten einen Job außerhalb der Offizin. Und manchmal wird diese Entscheidung sehr früh getroffen: Eine Studienanfängerin erzählt, warum sie sich einen Job in der Apotheke nicht vorstellen kann.

Sofia Zharinova ist eine von mehreren hunderten Pharmazie-Neulingen, die im Sommersemester an einer von 13 Universitäten das Studium aufgenommen hat. Nach sechs Wochen Vorlesungen und Seminaren kann sie bestätigen, dass das „viel Lernerei“ bedeutet. Aber auch Gedanken um ihre Zukunft hat sie sich schon gemacht, denn schließlich habe das Lernen auch irgendwann ein Ende.

Die Offizin ist eindeutig nicht ihr Ziel: „Ein Apotheker in der Apotheke ist nur ein Kaufmann mit Zusatzkenntnissen“, sagt die 18-jährige Studentin an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Nach dem zeit- und lernintensiven Studium „möchte man am Ende auch ein Ergebnis sehen“. Die Bezahlung in der öffentlichen Apotheke steht aus ihrer Sicht nicht in Korrelation zum angeeigneten Wissen.

Besser habe man es in der Forschung und Industrie, wo man seine fundierten Kenntnisse anwenden könne und auch das Gehalt stimme. Sie hat zwar noch nicht selbst in einer Apotheke gearbeitet, stellt sich den Alltag aber monoton vor. Ab September kann sie sich selbst ein Bild von der Arbeit am HV-Tisch machen, dann beginnt ihre Famulatur. Aber umstimmen lassen wird sie sich wohl nicht mehr: „Als Apothekerin möchte ich später in der Pharmaindustrie tätig sein.“

Das Interesse an der Wissenschaft kommt nicht von ungefähr: Ihre Mutter arbeitet auch bei einem Pharmahersteller, ihr Vater ist Arzt. Eigentlich wollte Zharinova auch Medizin studieren, bekam aber keinen Platz. Plan B war das Pharmaziestudium, mit dem sie immerhin in den medizinischen Bereich vorstoßen kann.

So festgelegt wie Zharinova sind nicht alle ihrer Kommilitonen. Es gebe unterschiedliche Vorstellungen zum späteren Wunscharbeitsplatz. Einige würden in der Offizin arbeiten wollen, da die Eltern eine Apotheke hätten. Doch die meisten Kollegen stellten sich tatsächlich eine Tätigkeit in der Forschung vor, um mit der Entwicklung neuer Medikamente einen Beitrag zu leisten. Aber der Wunsch des zukünftigen Tätigkeitsfelds soll sich während eines Studiums auch schon mal geändert haben.

Zharinova hat jedenfalls schon recht konkrete Vorstellungen für ihren weiteren Werdegang. Nach dem Studium möchte sie Diplom-Pharmazeutin werden, eventuell noch eine Promotion dranhängen. Und Erfahrungen im Ausland gehören für sie auch dazu: Derzeit bewerbe sie sich für ein Auslandsstudium im 5. Semester in Kanada oder Australien. „Aber auch das praktische Jahr will ich nicht durchgehend in Deutschland verbringen und plane deshalb einen Auslandsaufenthalt“, sagt Sofia.

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