Tests, die das Ansprechen eines Patienten auf ein bestimmtes Medikament
vorhersagen können, sind ein Zukunftsthema im Arzneimittelmarkt.
Insgesamt gibt es laut Experten bislang rund 100 Marker auf 30 Genen,
die pharmakogenetisch relevant sind. Auch bei Antidepressiva gibt es
einen Ansatz: Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover
(MHH) und der Universitätsmedizin Mainz haben Hinweise dafür gefunden,
wie sich der Effekt per Blutuntersuchung vorab klären lässt.
Bei Depressiven kommt das Wachstumshormon BDNF („Brain-derived-neurotrophic-factor“) in geringen Konzentrationen im Blut vor als bei Gesunden. Die Wissenschaftler stellten fest, dass bei Patienten, denen ein Antidepressivum hilft, die Konzentration des BDNF nach einer Woche gestiegen war.
Daraufhin untersuchten sie das für die Bildung von BNDF zuständige Gen und beobachteten, dass bei einigen Patienten eine Methyl-Gruppe vorhanden war. Bei Patienten ohne diese Methylierung stieg die BDNF-Konzentration im Blut trotz Einnahme eines Antidepressivums nicht an – das Antidepressivum wirkte nicht.
„Diese Methyl-Gruppe entscheidet, ob das Gen abgelesen wird oder nicht – dieser so genannte epigenetische Mechanismus reguliert die Genaktivität“, sagt Professor Dr. Helge Frieling, Oberarzt der MHH-Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie. „Dies ist der erste epigenetische Marker, mit dem das Ansprechen auf eine Therapie mit Antidepressiva vorhergesagt werden konnte.“
Bei den Patienten, deren BDNF-Gen methyliert war, lag die Wahrscheinlichkeit, dass ihnen ein Antidepressivum hilft, bei 60 Prozent. Nun suchen die Forscher weitere epigenetische Biomarker, um die Vorhersage präzisieren zu können. Außerdem wollen Frieling und seine Kollegen in einer Folgestudie genauer untersuchen, ob die Wirkung von der Art des Antidepressivums abhängt.
Rund einem Drittel der an Depression Erkrankten hilft laut den Wissenschaftlern das erste Antidepressivum, das sie einnehmen. Bei jedem weiteren Präparat sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass es helfen kann. Etwa einem Viertel aller Depressiven nützt kein Antidepressivum. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Molecular Psychiatry“ veröffentlicht.
Bereits heute werden einige teure Medikamente wie Zelboaf (Vemurafenib) in Kombination mit einer entsprechenden Voruntersuchung vertrieben. Stada bringt derzeit drei Tests für Tamoxifen, Clopidogrel und die Statine in die Apotheken.
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