Lungenkarzinom

Pfizer bringt Vizimpro APOTHEKE ADHOC, 03.05.2019 12:21 Uhr

Flexibles Therapiemanagement: Vizimpro lässt Behandlungsunterbrechungen und Dosisanpassungen ohne Einfluss auf die Wirksamkeit zu. Foto: Pfizer
Berlin - 

Mit Vizimpro (Dacomitinib) bringt Pfizer eine Filmtablette in drei Stärken für die Erstlinienbehandlung des nicht kleinzelligen Lungenkarzinoms mit aktivierenden EGFR-Mutationen auf den Markt. Dacomitinib konnte in Studien eine Überlegenheit gegenüber dem Wirkstoff Gefitinib, bekannt aus Iressa (AstraZeneca), zeigen. Seit dem 2. Mai ist das Medikament in Deutschland verfügbar.

Bei Vizimpro handelt es sich um einen irreversiblen Hemmer der humanen Epidermal Growth Factor Receptor (EGFR)-Tyrosinkinase in der zweiten Generation. Der EGFR-Rezeptor besteht aus einer extrazellulären Bindedomäne für den Ligand, einer Transmembrandomäne sowie einer intrazellulären Tyrosinkinase-Domäne.

Bindet der Epidermale Wachstumsfaktor (EGF) an die extrazellulären Domäne, findet die Aktivierung der Tyrosinkinase statt. In der Folge kommt es über weitere intrazelluläre Signalwege zu einer erhöhten Expression von Genen, die für das Zellwachstum und die Proliferation verantwortlich sind. Mutationen des EGFR-Gens können eine Aktivierung der Tyrosinkinase bewirken und somit zu einem unkontrollierten Wachstum der Zellen führen.

Vizimpro ist als Monotherapie für die Erstlinienbehandlung Erwachsener mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom mit aktivierenden EGFR-Mutationen zugelassen. Bei etwa 15 Prozent der in Europa Erkrankten liegt eine solche Genmutation vor. Genau diese Patientengruppe kann mit Vizimpro behandelt werden. Die Filmtabletten sind in drei Stärken zu 15 mg, 30 mg und 45 mg auf dem Markt und werden jeweils einmal täglich unabhängig von den Mahlzeiten eingnommen.

Die Zulassung beruht auf den Ergebnissen der Studie Archer-1015: Beteiligt waren 452 Patienten mit nicht resezierbarem, metastasiertem oder rezidivierendem NSCLC mit EGFR-Gen-Mutationen. Sie erhielten entweder 45 mg Dacomitinib oder 250 mg Gefitinib pro Tag. Dacomitinib verlängerte das mediane progressionsfreie Überleben gegenüber Gefitinib signifikant um 5,5 Monate. Eine weitere Auswertung nach durchschnittlich 31 Monaten belegte, dass Dacomitinib auch das Gesamtüberleben verlängerte: Die mit Dacomitinib behandelten Patienten überlebten rund 7,3 Monate länger.

Dacomitinib lässt ein flexibles Therapiemanagement zu: Nach der zugelassenen Startdosis von 45 mg pro Tag sind Behandlungsunterbrechungen und Dosisanpassungen auf 30 mg oder 15 mg pro Tag möglich. Ist eine Dosisreduktion angezeigt, sollte diese zuerst auf 30 mg einmal täglich und im zweiten Schritt auf einmal täglich 15 mg erfolgen. In der Studie hatte diese Anpassung keinen Einfluss auf die Wirksamkeit hinsichtlich progressionsfreiem Überleben oder Gesamtüberleben.

Bei der Behandlung mit Vizimpro zeigten sich unter anderem gastrointestinale und dermatologische Nebenwirkungen: Die Patienten berichteten häufig vor allem von Diarrhoen und Übelkeit, vermindertem Appetit und Gewichtsverlust. Auch Hautausschläge und trockene Haut mit Juckreiz, sowie Nagelerkrankungen traten vermehrt auf. Weitere unerwünschte Arzneimittelwirkungen waren Stomatitis, Konjunktivitis, Alopezie sowie eine Erhöhung der Transaminasen.