Lungenkrebs

Pfizer bringt Lorviqua Cynthia Möthrath, 04.06.2019 08:06 Uhr

Dritte Generation: Lorlatinib wurde speziell dafür entwickelt, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und um bei einer Vielzahl von Resistenzmutationen zu wirken.
Berlin - 

Pfizer hat die bedingte EU-Zulassung für Lorviqua (Lorlatinib) erhalten: Das Arzneimittel ist nun als Monotherapie zur Behandlung Erwachsener mit einer bestimmten Form des Lungenkarzinoms auf dem Markt, deren Erkrankung unter bestimmten ALK-Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) weiter fortgeschritten ist.

Lorviqua wird zur Behandlung Erwachsener mit Anaplastische Lymphomkinase-positivem (ALK), fortgeschrittenen nicht kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) eingesetzt. Lorlatinib ist als Monotherapie indiziert, wenn sich der Krankheitszustand der Betroffenen nach einer Therapie mit Alectinib oder Ceritinib als erste TKI-Therapie (ALK-Tyrosinkinase-Inhibitor) oder einer Behandlung mit Crizotinib und mindestens einem weiteren ALK-TKI nicht verbessert hat.

Bei etwa 3 bis 7 Prozent der NSCLC-Fälle handelt es sich um ein ALK-positives Karzinom: Unter den ALK-Tyrosinkinase-Inhibitoren kommt es im Verlauf häufig zur Resistenzbildung. Bei Lorlatinib handelt es sich um ein einen ALK-Tyrokinase-Inhibitor der dritten Generation. Der Wirkstoff wurde speziell dafür entwickelt, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und um bei einer Vielzahl von Resistenzmutationen zu wirken.

Das Arzneimittel ist als Filmtablette zu 25 und 100 mg auf dem Markt. Die 25 mg-Stärke kommt in einer Packungsgröße mit 120 Tabletten daher, die 100 mg-Stärke als 30er-Packung. Die empfohlene Tagesdosis beträgt 100 mg einmal täglich. Das Therapiemanagement umfasst jedoch Dosisanpassungen.

Der Proteinkinase-Inhibitor hemmt die Autophosphorylierung der ALK sowie die ALK-vermittelte Phosphorylierung von nachgeschalteten Signalproteinen und die Proliferation von ALK-abhängigen Krebszellen. Die häufigsten Nebenwirkungen unter Lorlatinib sind Hypercholesterolämie, Hypertriglyceriämie, Ödeme, periphere Neuropathie, kognitive Effekte, Fatigue, Gewichtszunahme, Arthralgie, Stimmungsschwankungen und Diarrhö.

Die erteilte EU-Zulassung basiert auf den Ergebnissen einer Phase-I/II-Studie mit 139 Patienten mit fortgeschrittenem ALK-positiven NSCLC, die zuvor einen oder mehrere ALK-TKI erhalten hatten. Die Gesamt-Ansprechrate für diese Gruppe betrug 42,9 Prozent und 39,6 Prozent für Patienten, die mit einem beziehungsweise mindestens zwei ALK-TKI behandelt worden waren. Die intrakranielle Wirksamkeit lag in den beiden Gruppen bei 55,6 Prozent beziehungsweise 53,1 Prozent.

Gemäß den Vorgaben einer bedingten Zulassung wird Pfizer zusätzliche Daten aus Post-Marketing-Studien zur Verfügung stellen inklusive der noch laufenden Phase-III-Studie „Crown“, in welcher Lorlatinib gegenüber Crizotinib als Erstlinientherapie bei ALK-positivem NSCLC untersucht wird. Im März hatte Pfizer die Zulassungsempfehlung für Lorviqua erhalten. Lorlatinib ist bereits in den USA, Kanada und Japan unter dem Namen Lorbena zugelassen. Die FDA hat die Markteinführung im beschleunigten Verfahren ermöglicht.