Boostrix und Boostrix Polio (GSK) haben vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) eine Zulassungserweiterung bekommen. Die TdPa-Auffrischimpfstoffe können im dritten Schwangerschaftstrimenon angewendet werden und das Neugeborene vor allem vor Keuchhusten schützen. Diese Erweiterung ist europaweit zulässig, eine maternale Immunisierung wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen.
Die Dreifach- beziehungsweise Vierfachimpfung gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis (Boostrix) und Polio (Boostrix Polio) verfolgen zwei Wirkansätze: Zum einen sollen Mutter und Kind während der Schwangerschaft vor einer Erkrankung geschützt werden. Zum anderen soll das Neugeborene in den ersten Wochen nach der Geburt vor einer lebensbedrohlichen Infektion geschützt werden.
Pertussis ist für die Neugeborenen besonders gefährlich. Die Infektion tritt meist in den ersten Lebensmonaten auf, die Todesrate ist jedoch in den ersten Lebenswochen besonders hoch. Der Erreger Bordetella pertussis ist trotz vieler Impfprogramme noch immer endemisch. Mütter gelten als häufigste Infektionsquelle.
Eine Impfung der Mutter im dritten Trimenon kann durch maternale Antikörper, die während der Schwangerschaft übertragen werden, das Ungeborene schützen. In einer Studie wurden etwa 800 Schwangere mit der TdPa-Impfung zwischen der 28. und 38. Schwangerschaftswoche geimpft. Das Ziel ist ein möglichst hoher Titer an maternalen Antikörpern kurz vor der Geburt. Die werdenden Mütter haben die Immunisierung gut vertragen, es konnten keine Schädigungen für Mutter und Kind festgestellt werden.
In Großbritannien ist die Impfung bereits seit einiger Zeit ins Impfprogramm aufgenommen worden. Die Behörden handelten, da im Jahr 2012 insgesamt 14 Kinder, die jünger als drei Monate waren, an einer Pertussis-Infektion starben. Empfohlen wird die Vierfachimpfung, deren Sicherheit an etwa 20.000 Schwangeren beobachtet wurde. In den letzten vier Jahren führten mehr als 25 Länder die Empfehlung einer Impfung gegen Keuchhusten für Schwangere ein.
Pertussis kann über mehrere Wochen oder Monate verlaufen und gliedert sich in drei Stadien: In den ersten ein bis zwei Wochen spricht man vom Stadium Catarrhale, das von grippeähnlichen Symptomen geprägt ist. Es schließt sich das Stadium Convulsivum an, es treten anfallsartige Hustenattacken mit dem typischen Keuchen auf. Die Hustenanfälle kommen häufig in der Nacht vor und können bis zum Erbrechen oder Hervorwürgen von zähem Schleim führen. Im Stadium Decrementi kommt es dann schließlich zum Abheilen der Infektion.
Für die Behandlung werden Antibiotika herangezogen. Der Einsatz der Wirkstoffe ist jedoch nur sinnvoll, wenn auch noch Bakterien ausgeschieden werden. Dies kann vom Ende der Inkubationszeit im Stadium Catarrhale bis zu drei Wochen nach Beginn des Stadiums Convulsivum der Fall sein. Verwendet werden können zum Beispiel Erythromycin, Azithromycin und Clarithromycin.
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