Körperliche Aktivitäten sind in der Regel für Menschen aller Altersklassen im Sinne der Gesundheitsförderung empfehlenswert. Besonders positiv wirkt sich Bewegung auf die kognitiven Fähigkeiten von Parkinson-Patienten aus. Vor diesem Hintergrund gibt es in Düsseldorf nun ein spezielles Tennistraining für Betroffene unter der Schirmherrschaft von Professor Dr. Alfons Schnitzler, der Ärztliche Leiter des Zentrums für Bewegungsstörungen und Neuromodulation am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) ist.
Morbus Parkinson ist eine langsam fortschreitende neurologische Erkrankung, die bei Patienten mit einer Verlangsamung der Denkprozesse verbunden ist. Die negative Auswirkung auf die Kognition führt im Alltag der Betroffenen dazu, dass sie die richtigen Wörter nicht finden oder Gesagtes schwer verarbeiten können. Aus Studien ist bekannt, dass regelmäßiger Sport einen positiven Einfluss auf die kognitive Leistungsfähigkeit bei Patienten mit leichten kognitiven Störungen im Alter hat. Untersuchungen mit Parkinson-Patienten konnten zeigen, dass zwei- bis dreimal wöchentliches körperliches Training über Zeiträume von 1,5 bis 18 Monaten zu einer Verbesserung kognitiver Funktionen führt, darunter Aufmerksamkeit, räumliches Gedächtnis und Mustererkennung.
Dies zeigte unter anderem ein Review aus den USA, dessen Ergebnisse in die neuen Leitlinien der American Academy of Neurology aufgenommen wurden. Bei Patienten, die über einen längeren Zeitraum mindestens zwei Mal in der Woche intensiv Sport trieben, half die körperliche Betätigung besser bei der Bekämpfung der kognitiven Beeinträchtigungen als Medikamente und Gehirnjogging, welches aber unterstützend empfohlen wird. „Mit der Änderung der Leitlinien haben wir nun den eindeutigen Beleg dafür, dass wir mit sportlicher Betätigung nicht nur motorische Fähigkeiten verbessern, sondern auch kognitive Einschränkungen positiv beeinflussen können“, erklärt Schnitzler.
Vor diesem Hintergrund bietet der Tennisclub Rot-Weiß Düsseldorf seit dem 1. Februar eine Trainingsgruppe speziell für Tennisspieler an, die an Parkinson erkrankt sind. Die Idee zu „Tennis contra Parkinson“ hatte der 71-jährige Parkinson-Patient Günter Jamin, der selbst in Behandlung von Schirmherr Schnitzler ist.
Jamin spielt seit 50 Jahren Tennis und ist seit 30 Jahren Trainer. „Das tägliche Training hilft mir sowohl geistig, als auch körperlich fit zu bleiben. Ich habe mich aber immer geärgert, dass es wenig Sportangebote speziell für Menschen mit Parkinson außerhalb von Reha-Maßnahmen gibt. Deshalb haben wir uns für unsere Trainingsgruppe eingesetzt“, so Jamin. Da er selber Parkinson-Patient sei, spreche er die Sprache der Betroffenen und verstehe ihre Probleme. „Das hilft ungemein.“
In Deutschland gibt es etwa 220.000 Parkinson-Patienten. Jährlich erkranken etwa 11 bis 19 Personen pro 100.000 Einwohnern neu. Die Erkrankung betrifft vor allem bestimmte Teile des Gehirns. Diese Hirnbereiche weisen einen Mangel an Dopamin auf, da Dopamin-haltige Neuronen nach und nach absterben. Die Ursachen dafür sind nicht geklärt. Hirnbereiche mit den Nervenzellen, die den Botenstoff enthalten, kontrollieren willkürliche und unwillkürliche Bewegungen. Bewegungsstörungen sind daher typisch für die Erkrankung, dessen Hauptsymptome Akinese, Ruhetremor, Rigor, Stand- und Gangunsicherheit sowie Verlust der Stell- und Halterreflexe sind.
Medikamentös werden L-Dopa, Dopaminagonisten (Pramipexol, Ropinirol), MAO-B-Hemmer (Selegilin, Rasagilin), COMT-Hemmer (Entacapon, Tolcapon), NMDA-Antagonisten (Memantin, Amantadin) sowie Anticholinergika eingesetzt. Laut Leitlinie der American Associtation of Neurology gibt es keine qualitativ hochwertigen Langzeitstudien, die darauf hindeuten, dass Medikamente oder Ernährungsumstellungen die Denkfähigkeit oder Gedächtnisprobleme bei Parkinson-Patienten mit leichten kognitiven Einschränkungen verbessern.
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