Forscher:innen machen Bakterien verantwortlich

Parkinson: Liegt die Ursache im Darm?

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Berlin -

Weltweit sind etwa acht Millionen Menschen an Parkinson erkrankt. In Deutschland sind von der neurodegenerativen Erkrankung mindestens 200.000 Menschen betroffen mit deutlich wachsender Tendenz. Bisher war die genaue Ursache für die Erkrankung unklar, nun konnten Forscherinnen der Universität Helsinki zeigen, dass in den meisten Fällen bestimmte Darmbakterienstämme die Verursacher sind.

„Unsere Ergebnisse sind signifikant, da die Ursache der Parkinson-Krankheit trotz Versuchen, sie in den letzten zwei Jahrhunderten zu identifizieren, bisher noch unbekannt war. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass bestimmte Stämme von Desulfovibrio-Bakterien wahrscheinlich die Parkinson-Krankheit verursachen“, so Per Saris, Professor der Mikrobiologie.

Dieses Bakterium wiesen die Studienleiter:innen in Stuhlproben von zehn Parkinson-Erkrankten nach. Die Proben wurden anschließend an Würmer verfüttert. Untersucht wurde dann, welche Tiere mehr Alpha-Synuclein-Proteine produzierten. Die Würmer der Erkrankten wiesen signifikant mehr Proteine auf. Zudem verstarben sie auch früher als die Würmer, die Stuhl gesunder Menschen gefüttert bekamen.

Bakterien verursachen Parkinson

Desulfovibrio-Bakterien haben die Fähigkeit, den pH-Wert im Mikromilieu zu verändern, sodass sie eine Übersättigung an Calcium- und Carbonationen und damit eine Ausfällung von Calciumcarbonat (Kalksteinbildung) verursachen. Die Studie der Universität Helsinki, die in einer Zusammenfassung in der Fachzeitschrift „Frontiers in Cellular- and Infection Microbiology“ veröffentlicht wurde, untersuchte den Zusammenhang zwischen Darmflora und Parkinson nun genauer. Den Wissenschaftlern zufolge könne Parkinson durch eine Anhäufung des Proteins Alpha-Synuclein – produziert vom Desulfovibrio Bakterium – im Darm verursacht werden.

Zu den typischen Parkinson-Symptomen gehören:

  • Zittern (Tremor)
  • Bewegungsstörungen wie Steifheit der Muskeln
  • verlangsamte Bewegungen
  • Gleichgewichtsstörungen
  • „Einfrieren“ von Bewegungen
  • Schwierigkeiten beim Sprechen und Schlucken
  • Störungen der vegetativen Funktionen wie Blutdruck und Verdauung
  • Schlafstörungen, Depressionen und geistige Beeinträchtigungen bis hin zur Demenz

Neuer Therapieansatz?

Die Erkenntnisse der Studie könnten einen neuen Therapieansatz für Parkinson ermöglichen: Das Screening von Trägern der Desulfovibrio-Stämme und die anschließende Entfernung der Bakterien aus dem Darm. Dadurch kann möglicherweise der Parkinson-Krankheit vorgebeugt werden. „Unsere Ergebnisse ermöglichen es, nach den Trägern dieser schädlichen Desulfovibrio-Bakterien zu suchen. Folglich können sie durch Maßnahmen gezielt angegriffen werden, um diese Stämme aus dem Darm zu entfernen, was möglicherweise die Symptome von Patienten mit Parkinson-Krankheit lindert und verlangsamt.“

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