Paracetamol: Erhöhtes Schlaganfallrisiko bei Diabetikern? APOTHEKE ADHOC, 29.05.2019 08:57 Uhr
Ein Team von Wissenschaftlern um Dr. Philippe Gerard von der Universität Toulouse untersuchte den Zusammenhang zwischen der Einnahme von Paracetamol und dem Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse. Bei der Auswertung konnte ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle bei älteren Menschen mit Diabetes festgestellt werden.
Bei der Untersuchung handelt es sich um eine prospektive Beobachtungsstudie bei Bewohnern in Pflegeheimen. Das Team untersuchte die Sicherheit von Paracetamol und nutzte dafür Daten des Iquare-Projektes: Dabei handelt es sich um eine nicht randomisierte Studie an mehreren Standorten im Südwesten Frankreichs. Zu Beginn der Studie wurde die Paracetamol-Einnahme der Teilnehmer dokumentiert. 18 Monate lang fand eine Nachbeobachtungszeit statt, in der die Patienten auf Herzinfarkte und Schlaganfälle sowie auf Todesfälle überprüft wurden.
Zur Ermittlung wurden Online-Fragebögen genutzt, die zu Beginn und zum Ende des Studienzeitraumes ausgefüllt wurden. Zur Auswertung wurden sechs statistische Modelle verwendet, die mit Hilfe des Propensity-Score-Verfahrens auf mögliche Störgrößen adjustiert wurden. Am Iquaew-Projekt nahmen 5429 Patienten teil, gut 2200 von ihren nahmen täglich Paracetamol ein. Fast 74 Prozent der Patienten waren weiblich, das Durchschnittsalter lag bei etwa 86 Jahren. Die Tagesdosis von Paracetamol lag bei den Teilnehmern bei etwa 2500 mg.
Bei der Auswertung der Daten konnte kein Zusammenhang zwischen der Therapie mit Paracetamol und Herzinfarkten oder Todesfällen festgestellt werden. Eins der Modelle zeigte jedoch ein signifikant erhöhtes Risiko für Schlaganfälle bei diabetischen Patienten, die Paracetamol einnahmen (OR = 3,19; 95% Konfidenzintervall [CI] = 1,25-8,18; p = 0,0157). Um eindeutige Ergebnisse zu erhalten, sind weitere Untersuchungen bei älteren diabetischen Patienten notwendig.
In den vergangenen Jahren wurde die Sicherheit des Analgetikums durch zahlreiche Studien in Frage gestellt: Unter anderem wurden Zusammenhänge zwischen der Einnahme von Paracetamol mit Asthma, ADHS bei Kindern und einem gesteigerten Risiko von Knochenbrüchen gezeigt.
Paracetamol wird üblicherweise in Abhängigkeit von Alter und Körpergewicht dosiert. In der Regel sollte die Einzeldosis maximal 10 bis 15 mg/kg KG betragen. Die Tageshöchstdosis beträgt 60 mg/kg KG. Entsprechend können ab einem Gewicht von 50 kg 1000 mg Paracetamol als Einzeldosis Anwendung finden. Pro Tag dürfen maximal drei Tabletten zu 1 g eingenommen werden. Vorsicht ist bei Patienten mit Leber- und Nierenfunktionsstörungen geboten. Der Wirkstoff besitzt analgetische und antipyretische Eigenschaften. Das Acetamid ist jedoch kaum entzündungshemmend und wird in der Leber metabolisiert. Die Wirkung beruht auf einer starken Hemmung der cerebralen und schwachen Hemmung der peripheren Prostaglandinsynthese. Außerdem wird das hypothalamische Temperaturregulationszentrums beeinflusst.
Erst vor kurzem analysierten Schmerzexperten die Studienlage zu Paracetamol: Die Daten zeigen, dass der Wirkstoff zu 1 g gegenüber der geringeren Dosis zu 500 mg in Wirksamkeit und Dauer signifikant überlegen ist, ohne das Nebenwirkungsrisiko zu erhöhen. In hoher Dosierung erfuhren 64 Prozent der Patienten eine Schmerzlinderung um die Hälfte, in der geringeren Dosierung waren es 52 Prozent. Zudem bringe dir richtige Dosierung im Akutfall auch Vorteile. So könne das Risiko einer Chronifizierung bei Kopfschmerzpatienten gemindert werden. Eine Cochrane-Analyse zeigte, dass unerwünschte Arzneimittelwirkungen wie Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen in hoher und geringer Dosierung gleichermaßen auftraten.