Analgetika

Paracetamol bleibt OTC-Produkt

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Berlin -

Paracetamol kann auch künftig in den Apotheken ohne Rezept abgegeben werden. Der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht sprach sich gestern gegen einen Antrag aus, nach dem alle Darreichungsformen und Packungsgrößen des Analgetikums künftig nur noch auf Rezept erhältlich sein sollten.

 

Bereits seit Jahren wird über den Status von Paracetamol diskutiert. Im April 2009 waren die Großpackungen mit mehr als 10 Gramm aus der Sichtwahl verschwunden. Die Debatte um eine generelle Rezeptpflicht für den Wirkstoff war mehrfach vertagt worden. Jetzt hat der Ausschuss mit großer Mehrheit einen entsprechenden Antrag abgelehnt.

Der Vorstoß ging auf Professor Dr. Kay Brune zurück. Der Direktor des Instituts für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie an der Universität Erlangen kritisiert, dass Paracetamol nicht mehr den aktuellen Sicherheitsanforderungen für OTC-Arzneimittel entspreche. „Paracetamol ist in vielen Fällen gar nicht oder nur schlecht wirksam, gleichzeitig aber bereits in geringen Mengen deutlich gefährlich“, sagte Brune im April 2011. Er verwies auf Fälle, in denen es bereits bei therapeutischen Dosen zu schweren, akuten Leberschäden gekommen sein soll.

Auch die dauerhafte Einnahme von Paracetamol ist laut Brune nicht ungefährlich. Der mittel- und langfristige Gebrauch könne zu einer Steigerung des Blutdrucks und in der Folge zu einem erhöhten Auftreten von Herzinfarkten und Schlaganfällen führen. Studien aus Skandinavien, England und den USA wiesen zudem darauf hin, dass Paracetamol, während der Schwangerschaft angewendet, das Risiko für Asthma bei den später geborenen Kindern erhöhen könne.

 

 

Von einer generellen Rezeptpflicht für Paracetamol hatte sich Brune versprochen, dass die Patienten die Risiken bewusster wahrnehmen. „Viele Menschen denken noch immer, Paracetamol sei harmlos, nur weil es auch bei Kindern zugelassen ist. Diese weit verbreitete Meinung muss korrigiert werden“, sagte Brune. Mit Ibuprofen und Diclofenac stünden deutlich harmlosere Alternativen für die analgetische Selbstmedikation zur Verfügung. Zumal bei diesen Wirkstoffen Überdosierungen nicht zum Tod führen könnten.

Beim Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) hatte man keinen Handlungsbedarf gesehen „Es gibt keine neuen Daten, die eine Neubewertung der Substanz rechtfertigen würden“, sagte Dr. Elmar Kroth, Geschäftsführer des Bereichs Wissenschaft, im Vorfeld der Diskussionen. Bei bestimmungsgemäßem Einsatz sei Paracetamol ein sicherer Arzneistoff.

Auf die bekannten Probleme sei bereits in der Vergangenheit durch zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen reagiert worden. So wurden die Angaben auf den Packungen und im Beipackzettel konkretisiert, um Überdosierungen zu vermeiden. „Spätestens mit der Beschränkung der Packungsgröße ist den sicherheitsrelevanten Punkten ausreichend genüge getan worden“, so Kroth damals.

 

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