In Deutschland sind hunderttausende Dosen des Grippemittels Tamiflu eingelagert – das Haltbarkeitsdatum ist oft schon überschritten. Trotzdem werden die Medikamente auch weiterhin vorrätig gehalten. Laut Roche und den Behörden kann das Grippemittel auch weiterhin verwendet werden. Der Hersteller haftet allerdings nicht mehr.
Die Länder hatten sich 2007 im Zuge der Vogelgrippe mit den Medikamenten bevorratet. Laut Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind für etwa 20 Prozent der Bevölkerung Arzneimittel gelagert. Berlin beispielsweise hatte zwischen 2005 und 2007 435.000 Therapieeinheiten Tamiflu und 245.000 Therapieeinheiten Oseltamivir-Pulver gekauft und eingelagert.
Die Kapseln haben bereits 2011 beziehungsweise 2012 ihr Haltbarkeitsdatum überschritten. Das Oseltamivir-Pulver war offiziell sogar nur bis 2010 haltbar. Trotzdem werden die Präparate weiterhin gelagert, denn sie sind nach wie vor verwendbar.
Anhand von Rückstellmustern führt der Hersteller sogenannte Re-Tests durch, die belegen, dass der Wirkstoff noch wirkt. Die Ergebnisse dieser Tests werden den zuständigen Behörden mitgeteilt. Diese treffen die Entscheidung, ob die Medikamente noch verwendet werden. Die juristische Verantwortung trage damit die Behörde, betont ein Roche-Sprecher. Der Hersteller haftet nach Ablauf nicht mehr für die Arzneimittel.
Das Oseltamivir-Pulver ist demnach acht statt fünf Jahre lang wirksam; die Fässer müssen bei 25 Grad Celsius und 60 Prozent Luftfeuchtigkeit gelagert werden. Die jüngste Untersuchung hat im Juli ergeben, dass die Chargen sogar elf Jahre lang – also bis 2016 – haltbar sind.
Für die Tamiflu-Kapseln galt zunächst eine Haltbarkeit von fünf Jahren. Nach Stabilitätstests durch Roche hatte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) die Haltbarkeit bereits 2009 auf sieben Jahre herauf gesetzt. Die für Berlin eingelagerten Einheiten haben dem Gesundheitssenat zufolge ihr Haltbarkeitsdatum zwar bereits überschritten, sind aber noch drei Jahre länger wirksam – also bis 2014 beziehungsweise 2015.
Zuständig für die Einlagerung ist die ehemalige Celesio-Tochter Movianto, die in Kist in Bayern und im saarländischen Neunkirchen zwei Lager betreibt. Für die Lagerung werden in diesem Jahr 15.000 Euro und für die Versicherung weitere 10.000 Euro fällig.
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