Deutschlands Kinderärzte sehen weiterhin Lücken in der Schwangerschaftsvorsorge: "Auf Diabetes wird nicht ausreichend getestet. Es gibt keine Standard-Vorschriften für Blutzuckeruntersuchungen", sagte Professor Dr. Berthold Koletzko, Mitglied bei der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ). Auch die Anreicherung von Lebensmitteln mit B-Vitaminen sei in Deutschland bisher nicht durchsetzbar. "Beide Maßnahmen sind einfach und preiswert, und trotzdem wird in Deutschland darauf verzichtet", kritisierte der Arzt.
Am 10. April will die DGKJ in Berlin auf die fehlende Prävention aufmerksam machen. Eine nichterkannte Zuckerkrankheit bei Schwangeren kann zu Fehlgeburten, schwierigen Geburten und übergewichtigen Kindern führen. Denn der Embryo im Mutterleib nimmt durch den erhöhten Zuckergehalt des mütterlichen Blutes, das es ernährt, überdurchschnittlich zu. Viele Neugeborene müssen später wegen Blutzuckerschwankungen länger im Krankenhaus bleiben. Kinder, deren Zuckerstoffwechsel schon in der Gebärmutter belastet wurde, haben auch ein erhöhtes Risiko, später selbst zuckerkrank zu werden.
Auch Folsäure müsse in der Breite eingesetzt werden: "Es hilft nichts mehr, wenn eine Frau erst nach einem positiven Schwangerschaftstest Folsäure-Tabletten nimmt", erläuterte Koletzko. In Irland, in Kanada oder in den USA würden Lebensmitteln wie Mehl oder Salz deshalb Folsäure zugesetzt. "Das kostet fast nichts. Aber Herr Seehofer will davon nichts wissen", sagte der Arzt.
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