Abnehm-Spritze

Ozempic-Babys: Ungewollt schwanger unter Semaglutid Nadine Tröbitscher, 10.04.2024 12:10 Uhr

In den Medien wird über ungewollte Schwangerschaften unter Semaglutid berichtet. Foto: mbruxelle/stock.adobe.com
Berlin - 

Weil der GLP-1-Rezeptoragonist Semaglutid vor allem als „Abnehmwunder“ gehypt wird, kommt es weiterhin zu Engpässen beim Diabetesmedikament Ozempic (Novo Nordisk). Doch unter dem Wirkstoff sowie unter dem dualen GIP- und GLP-1-Rezeptoragonisten Tirzepatid (Mounjaro, Eli Lilly) drohen Nebenwirkungen. Aktuell kursieren Meldungen über sogenannte „Ozempic-Babys“.

In den sozialen Medien berichten zahlreiche Patientinnen, die mit oralen Kontrazeptiva verhütet haben oder jahrelang Fruchtbarkeitsprobleme hatten, während der Therapie mit Ozempic, Wegovy oder Mounjaro schnell schwanger geworden zu sein – meist überraschend und ungeplant. Die Rede ist bereits von sogenannten „Ozempic-Babys“.

Der mögliche Grund: Die Inkretinmimetika sorgen unter anderem für die Reduzierung von Übergewicht. Damit verbundene Fruchtbarkeitsstörungen durch Stoffwechselstörungen oder ein hormonelles Ungleichgewicht können folglich ebenso gemindert werden, wodurch die Wahrscheinlichkeit einer Empfängnis Expert:innen zufolge steigen könnte.

Laut der europäischen Produktinformation zu Ozempic konnten in Tierversuchen in puncto Fertilität bei männlichen Ratten keine Veränderung unter der Therapie mit Semaglutid festgestellt werden. Bei weiblichen Tieren ließ sich dagegen eine Verlängerung des Sexualzyklus‘ beobachten und es kam zu einer leichten Abnahme der Ovulationszahl.

Nicht für Schwangere und Stillende

Fest steht: Eine Anwendung von Semaglutid und Tirzepatid in Schwangerschaft und Stillzeit sollte laut den Gebrauchsinformationen nicht erfolgen. Zwar ist die Datenlage zu möglichen Auswirkungen bisher begrenzt und es ist unklar, ob die Wirkstoffe beim ungeborenen Baby zu Schäden führen sowie in die Muttermilch übergehen können. In Tierversuchen konnte jedoch eine Reproduktionstoxizität nachgewiesen werden. Daher sollte die Therapie abgesetzt werden, wenn eine Schwangerschaft eintritt oder in Planung ist, und zwar mindestens zwei Monate im Voraus. Frauen im gebärfähigen Alter sollten zudem während der Anwendung verhüten.

Pille abgeschwächt?

Wechselwirkungen mit oralen Kontrazeptiva beziehungsweise deren Wirkverminderung werden laut den europäischen Produktinformationen dagegen nicht erwartet. So konnte bei Ozempic in Kombination mit Präparaten, die Ethinylestradiol und Levonorgestrel enthalten, keine klinisch relevante Verringerung der Exposition beobachtet werden. „Eine Dosisanpassung oraler Kontrazeptiva ist nicht erforderlich“, heißt es auch zu Mounjaro.

Allerdings verzögern die Wirkstoffe die Magenentleerung, wodurch die Wirkung oral eingenommener Arzneimittel beeinflusst werden könnte. Dies müsse jedoch noch weiter geprüft werden. In den US-Produktinformationen zu Mounjaro wird Anwender:innen jedoch zu einem Wechsel auf eine andere Verhütungsmethode oder in den vier Wochen nach Beginn der Anwendung sowie jeweils für vier Wochen nach jeder Dosissteigerung neben der Pille zu einer zusätzlichen Verhütung.