Neuer Wirkstoff

Oxlumo: Neue Therapieoption bei primärer Hyperoxalurie

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Berlin -

Zur Behandlung der Primären Hyperoxalurie des Typ 1 steht nun ein neuer Wirkstoff zu Verfügung. Der Hersteller Alnylam Netherlands hat eine subcutan zu apllizierende Injektionslösung mit Lumasiran auf den Markt gebracht. Das Fertigarzneimittel Oxlumo kann bei allen Altersklassen angewendet werden.

Oxlumo (Lumasiran) wird zur Behandlung der primären Hyperoxalurie Typ 1 angewendet. Der Wirkstoff senkt den Oxalatspiegel im Urin bei Kindern und Erwachsenen. Der Wirkmechanismus zielt auf die Oxalatüberproduktion in der Leber ab, direkt am Entstehungsort. Denn bei der Unterform des Typ 1 produziert die Leber zu viel Oxalat. Bei dem Wirkstoff handelt es sich um eine sogenannte doppelsträngige small interfering RNA (siRNA). Diese Verbindung ist in der Lage, den Glykolat-Oxidase (GO)-Enzymspiegel zu senken. Dies geschieht dadurch, dass die siRNA in den Leberzellen durch RNA-Interferenz auf die mRNA des Gens Hydroxysäureoxidase 1 abzielt. Dieses Gen ist verantwortlich für die Codierung der Glykolat-Oxidase.

Die dauerhaft erhöhte Ausscheidung von Oxalsäure im Urin kann zu einer immer wiederkehrenden Urolithiasis, also einer Nierensteinerkrankung, führen. Im fortgeschrittenen Stadium folgt eine Nephrokalzinose, also eine Nierenverkalkung mit Verlust der Nierenfunktion. Oxlumo hemmt die Oxalatbildung und trägt somit zu einer Linderung der Erkrankung bei. Heilbar ist die primäre Hyperoxalurie bisher nicht. Nur Organtransplantationen können die Stoffwechselerkrankung eliminieren.

„Die heutige Markteinführung von Lumasiran ist eine sehr ermutigende Nachricht für all diejenigen, die mit dieser extrem seltenen, potenziell lebensbedrohlichen Krankheit leben und oft einen langen Leidensweg hinter sich haben“, sagt Hannes Schmeil, General Manager von Alnylam Germany. „Bisher gab es in Deutschland noch keine Behandlungsmöglichkeit für die primären Hyperoxalurie Typ 1 (PH1), die die Überproduktion von Oxalat nachhaltig und dauerhaft reduzieren konnte. Patienten und Patientinnen können mit Lumasiran nun ein Stück Lebensqualität zurückgewinnen“.

„PH1 Patienten entwickeln aufgrund der Überproduktion von Oxalat Nierensteine. Bei vielen Patienten führt die Erkrankung zu einem fortschreitenden Versagen der Nierenfunktion, was zu einer lebensbedrohlichen Nierenerkrankung im Endstadium führen kann“, so Prof. Felix Knauf, Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. „Bisherige Therapieoptionen umfassen oft eine Doppel-Transplantation von Leber und Nieren, die mit einem hohen Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko verbunden ist, sowie eine lebenslange Immunsuppression erforderlich macht. Mit Lumasiran besteht nun erstmals eine Therapieoption, die am Ursprung der Erkrankung ansetzt. Die klinischen Daten zeigen eine bedeutsame und anhaltende Reduktion der Oxalatspiegel im Urin und im Blut bei einem gleichzeitig gutem Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil.“

Oxlumo wird subcutan verabreicht. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören neben Reaktionen an der Einstichstelle Schmerzen im Oberbauch, Schmerzen im Unterbauch, sowie abdominaler Druckschmerz. Eine Anwendung bei Schwangeren und Stillenden ist kontraindiziert. Hier darf eine Anwendung nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Das siRNA-Therapeutikum kann auch bei Kindern angewendet werden. Das Sicherheitsprofil von Lumasiran war bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 4 Monaten bis 17 Jahren ähnlich wie bei Erwachsenen mit Primäre Hyperoxalurie Typ 1.

Lumasiran wird als subkutane Injektion verabreicht. Die Lösung liegt gebrauchsfertig im Vial vor. Die genaue Dosierung richtet sich nach dem Gewicht. In den ersten drei Monaten erhalten die Patienten jeweils eine Spritze im Abstand von vier Wochen. Bei Patienten über 65 Jahren ist laut Fachinformation keine Dosisanpassung erforderlich. Bei Patienten mit einer bereits vorhandenen Nierenfunktionsstörung muss die Dosierung angepasst werden. Bei Patienten mit einer schweren Niereninsuffizienz und dialysepflichtigen Patienten sollte vor Therapiebeginn eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Pro Injektionsstelle sollten nicht mehr als 1,5 ml injiziert werden. Jede Durchstechflasche enthält 0,5 ml.

Hyperoxalurie

Bei einer Hyperoxalurie kommt es zu einer erhöhten renale Oxalsäureausscheidung bzw. einen erhöhten Gehalt an Oxalsäure im Urin. Es gibt primäre und sekundäre Formen. Bei der primären Hyperoxalurie liegt ein hereditäter Enzymdefekt vor. Die Krankheit wird also vererbt. Die sekundäre Hyperoxalurie ist eine erworbene Erkrankung. Im Rahmen von Grunderkrankungen wie beispielsweise Sarkoidose, Morbus Cushing oder Multiplen Myelom kann die Stoffwechselstörung häufiger entstehen. Häufig ist der Auslöser jedoch auch unbekannt.

Die Erkrankung wird in verschiedene Untertypen eingeteilt. Die Primäre Hyperoxalurie vom Typ 1 zeichnet sich durch einen Alanin-Glyoxylat-Aminotransferase-Mangel aus. In der Folge kommt es zu Ablagerungen von Calciumoxalat in der Niere. Das Organ wird hierdurch in seiner Funktion eingeschränkt. Die beeinträchtigte Nierenfunktion verschlimmert die Erkrankung, da das überschüssige Oxalat nicht mehr effektiv ausgeschieden werden kann. Später folgt eine systemische Oxalose, sodass auch Augen, Haut, Gefäßwände & Co. durch die Salzablagerungen geschädigt werden. Eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr, sowie die Gabe von Vitamin B6 können die Erkrankung verlangsamen. Heilbar ist sie nicht. Bisher gab es keine zugelassenen pharmazeutischen Therapien zur Behandlung der Hyperoxalurie. Eine Doppeltransplantation von Niere und Leber stellte die einzige zuverlässige Therapieoption dar, insofern die Organe vom Körper angenommen wurden.

 

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