Weltweit leben 1,6 Milliarden Menschen mit Hörverlust. Für die Abnahme der Hörleistung gibt es zahlreiche Ursachen. Neben dem Alter und allgemeinem Lärm gibt es zahlreiche weitere Ursachen für die Entstehung einer Hörminderung. Auch Arzneimittel können zum Hörverlust führen.
Die Ohren dienen dem Hören – Schallwellen werden von der Hörmuschel eingefangen und im Inneren über die Hörschnecke weitergeleitet. Durch den Hörnerv werden Signale aus dem Ohr zentral ans Gehirn weitergeleitet: Schall wird als Ton wahrgenommen. Durch äußere Verletzungen kann das Organ beschädigt und die Hörleistung gemindert werden. Gleiches ist bei Tinnitus oder einer Mittelohentzündung der Fall – der Betroffene empfindet subjektiv ein verschlechtertes Hörvermögen. Bei einer Entzündung können Beschwerden medikamentös gelindert werden.
Hörminderungen können auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sein. Neben Lärm und fortgeschrittenem Alter können auch genetische Faktoren zu einer verminderten Hörleistung führen. Auch direkte Erkrankung des Gehörapparates oder Infektionen können den Sinn schwächer werden lassen. Einige Medikamente wie die Aminoglykosid-Antibiotika gelten als ototoxisch. Zu dieser Gruppe gehören beispielsweise Gentamycin, Streptomycin und Neomycin. Auch einige Zytostatika können den Hörnerv schädigen. Untersuchungen zeigen beispielsweise, dass es bei über 70 Prozent der Patienten, die mit Cisplatin behandelt werden, zu einer beginnenden Schädigung des Hörvermögens kommt. Wie bei fast allen Erkrankungen stellen auch ein übermäßiger Alkoholverzehr und die Nikotinsucht Risikofaktoren dar.
Eine Schädigung des Innenohrs kann nicht nur zum Hörverlust, sondern auch zum Gleichgewichtsverulst führen. Denn neben der Hörschnecke, die das akustische Signal in elektrische Impulse umwandelt, gibt es noch den zweiten Teil des Innenohrs – das Gleichgewichtsorgan. Es setzt sich aus den Bogengängen und den Makulaorganen zusammen. Diese Bogengänge können alle Drehbewegungen des Kopfes wahrnehmen und verarbeiten. So kann der Organismus die Informationen korrekt verarbeiten und es entsteht ein Gleichgewicht.
Ein gestörter Gleichgewichtssinn steht meist in Verbindung mit Schwindel. Dieser kann dauerhaft sein, oder plötzlich auftreten und schnell wieder verschwinden. Insbesondere für ältere Menschen stellt Schwindel ein Risiko dar, da die Sturzgefahr steigen kann. Patienten mit Schwindel sollten an den Hausarzt oder einen HNO-Arzt verwiesen werden. Dort können die möglichen Ursachen geklärt werden. Zur Behandlung von Schwindel stehen in der Apotheke auch freiverkäufliche Präparate zu Verfügung. Vor der Abgabe sollte jedoch abgeklärt werden, welche Ursachen der Schwindel haben könnte. Nicht immer muss das Ohr mit im Spiel sein. Auch Hypotonie oder Schilddrüsenerkrankungen können zu Schwindel führen. Bei Stress, Überforderung oder einigen psychischen Erkrankungen kann das Symptom ebenfalls häufig auftreten.
Die Ototoxizität von Cisplatin & Co. beruht dabei nicht auf den charakteristischen zytostatischen Wirkmechanismen. Zellen des Innenohrs gehören nicht zu den sich schnellteilenden Zellen. Die Zytostatika führen zum Untergang der Härchen im Ohr. Zu Beginn werden die Haarzellen irreversibel geschädigt, die für die Wahrnehmung hoher Frequenzen zuständig sind. Später folgen die Härchen, die die tiefen Frequenzen wahrnehmen. Je länger die Therapie und je höher die Dosis, desto stärker fällt die Ototoxizität aus. Nicht alle Platin-Derivate sind gleich schädlich. Untersuchungen zeigen, dass vor allem Cisplatin durch die Anreicherung im Innenohr toxisch wirkt. Weniger stark ausgeprägt ist der Efekt bei Carboplatin und Oxaliplatin.
Auch Schmerzmittel können Auswirkungen auf das Ohr haben. Gerade Acetylsalicylsäure kann zur Entstehung eines Tinnitus beitragen. Diese Gefahr besteht vor allem bei längerfristiger Einnahme von hohen Dosen von zwei bis drei Gramm pro Tag. Unter der Einnahme des NSAID kann es nicht nur zu einem Piepen und Rauschen im Ohr kommen, sondern auch zu einer Hörminderung. Durch die Einnahme des Arzneistoffes kommt es zu einer verminderten Prostaglandinkonzentration. Infolgedessen kommt es zu einer Gefäßverengung im Ohr. Diese Minderdurchblutung kann die Haarzellen schädigen.
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