Immer noch ist nur Remdesivir als spezielle Corona-Therapie zugelassen. Das breit einsetzbare Dexamethason findet sich ebenfalls in der aktuell gültigen Leitlinie zur Therapie von Covid-Patienten. Die Liste der potentiell wirksamen Wirkstoffe ist länger. Auch der selektive Sphingosinkinase-2 (SK2)-Inhibitor Opaganib steht auf dieser Liste.
Der Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) gibt Ergebnisse zur Bewertung seines monoklonalen Antikörpers Otilimab für die Behandlung von hospitalisierten erwachsenen Covid-Patienten bekannt. Die Phase-II-Studie Oscar zeigte vor allem gemischte Resultate. Der primäre Endpunkt der Studie wurde als Anzahl der Covid-Patienten festgelegt, die 28 Tage nach Erhalt einer Einzeldosis Otilimab plus Standardtherapie am Leben waren und ohne Atemstillstand oder beeinträchtigte Atemtätigkeit blieben.
Im Mittel zeigten die Patienten jeden Alters einen Behandlungsunterschied von 5,3 Prozent für Otilimab gegenüber der Standardbehandlung. Das ist statistisch nicht signifikant. Der primäre Endpunkt in der Phase-II-Studie war die Anzahl der Covid-19-Patienten, die 28 Tage nach Erhalt einer Einzeldosis Otilimab plus Standardbehandlung am Leben und frei von Atemversagen blieben, verglichen mit dem Standard der alleinigen Behandlung.
Für ältere Patienten ergaben sich bessere Werte. Bei Patienten ab 70 Jahren (N = 180, 806 in der Gesamtstudie) zeigte sich, dass 65,1 Prozent der Patienten 28 Tage nach der Behandlung mit Otilimab plus Behandlungsstandard am Leben und frei von Atemversagen waren. In der Gruppe der Probanden, die ausschließlich eine Standardtherapie erhielten, waren es 45,9 Prozent. Auch bei der Mortalität zeigten sich in der höheren Altersgruppe Vorteile bei einer Behandlung mit dem monoklonalen Antikörper. Die Mortalitätsanalyse bis zum 60. Tag nach Beginn zeigte einen Behandlungsunterschied von 14 Prozent zugunsten von Otilimab. Dies spiegelt eine Sterblichkeitsrate von 40 Prozent bei der Standardbehandlung gegenüber 26 Prozent bei Standardtherapie plus Otilimab bei Patienten ab 70 Jahren wider.
Bei dem Wirkstoff Opaganib ist der Hersteller Redhill Biopharma bereits einen Schritt weiter und kündigte die Ausdehnung der globalen Phase-II/III-Studie auf die USA an. Bei Opaganib handelt es sich um einen selektiven Sphingosinkinase-2 (SK2)-Inhibitor mit präklinisch nachgewiesener antiviraler, entzündungshemmender und antithrombotischer Aktivität. Der Wirkstoff wird oral verabreicht. Der Wirkmechanismus beruht auf dem Eingriff in die Virusreplikation. Redhill geht aktuell davon aus, dass hierdurch auch eine Wirksamkeit gegen die neuen Mutationen gegeben ist.
Eigentlich dient der Wirkstoff Opaganib (Yelivia) der Behandlung bestimmter Krebserkrankungen. Derzeit wird der Arzneistoff in mehreren onkologischen Indikationen klinisch erprobt. In einer Phase-I/IIa-Studie soll die Wirksamkeit bei fortgeschrittenem Gallengangskarzinom, in einer weiteren Phase-II-Studie bei Prostatakrebs untersucht werden. Durch Hemmung der SK2 wird die Synthese von Sphingosin-1-Phosphat (S1P) blockiert. Dabei handelt es sich um ein Lipid-Signalmolekül, welches das Krebswachstum und Entzündungen fördert.
In präklinischen In-vivo-Studien konnte Redhill Biopharma bereits zeigen, dass Opaganib die Sterblichkeitsrate bei Infektionen mit Influenza-Viren und die durch Pseudomonas aeruginosa verursachte Lungenschädigung durch die Senkung der Zytokine IL-6- und TNF-α-Spiegel in der Flüssigkeit der Alveolen verminderte. In Israel wurde Opaganib bereits im vergangenen Sommer im Rahmen eines Härtefallprogramms an Covid-Patienten getestet: Im Vergleich zu einer retrospektiv gematchten Fall-Kontroll-Gruppe im selben Krankenhaus zeigten sich erhebliche Vorteile, sowohl bei den klinischen Ergebnissen als auch bei den Entzündungsmarkern. Alle Patienten der Opaganib-Gruppe konnten aus dem Krankenhaus entlassen werden. Sie waren außerdem nicht auf eine mechanische Beatmung angewiesen.
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