Das Aknemittel Differin (Adapalen) könnte demnächst aus der Rezeptpflicht entlassen werden. Der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht berät im Januar über einen entsprechenden Antrag. Sollte die Empfehlung für den OTC-Switch ausgesprochen werden, wäre der wichtigste Wirkstoff zur Akne-Behandlung frei verfügbar.
Adapalen ist als Basismedikation zur topischen Behandlung der Akne zugelassen. In Leitlinien wird der Wirkstoff als Mittel der ersten Wahl empfohlen. Einziger Vertreiber in Deutschland ist Galderma: Die Nestlé-Tochter hat neben Differin mit Epiduo eine Kombination aus Adapalen und dem ohnehin schon rezeptfreien Benzoylperoxid im Sortiment.
Das Naphthalin-Derivat wird der Gruppe der Retinoide zugeordnet. Es hat insbesondere antientzündliche Eigenschaften und hemmt die inflammatorischen Vorgänge, die als Ursache für die Akne-Entstehung angesehen werden. Der Wirkstoff bindet an Retinoid-Rezeptoren und beeinflusst Immunreaktionen in den Talgdrüsen der Haut. Außerdem inhibiert der Wirkstoff die Arachidonsäurekaskade und wirkt dadurch zusätzlich antientzündlich.
Als Retinoid der dritten Generation besitzt Adapalen ein deutlich günstigeres Nebenwirkungsprofil als seine Vorgänger Tretinoin und Isotretinoin. Die Substanz ist außerdem stabil genug, um mit Benzoylperoxid kombiniert zu werden. Retinoide der ersten und zweiten Generation zerfallen durch die oxidative Wirkung des Peroxids und müssen deshalb mit großem zeitlichem Abstand angewendet werden.
Adapalen wird nur äußerlich angewendet. Als Creme oder Gel ist es zur Behandlung der leichten und mittelschweren Akne zugelassen. Als Nebenwirkungen treten Juckreiz, Brennen oder Austrocknung auf. Häufig auftretende oder schwere Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Eine absolute Kontraindikation besteht allerdings sowohl für die systemische als auch für die dermale Anwendung in der Schwangerschaft: Alle Retinoid-Präparate besitzen teratogene Eigenschaften.
Im Regelfall wird Akne topisch behandelt. Die Standardtherapeutika sind Benzoylperoxid, topische Retinoide, Azelainsäure und topische Antibiotika. Bislang ist nur Benzoylperoxid rezeptfrei erhältlich. Es wirkt deutlich schwächer als Adapalen und wird in Leitlinien daher eigentlich nicht als Mittel der ersten Wahl eingestuft.
Im Bereich der rezeptpflichtigen Aknemittel zur topischen Anwendung werden vor allem Kombinationen verschrieben, die synergistische Effekte zeigen. Sie nehmen mehr als die Hälfte der Verordnungen ein. Die meisten Verschreibungen entfallen laut Arzneiverordnungsreport auf die Kombination Clindamycin/Benzoylperoxid mit 12 Millionen verordneten Tagesdosen (DDD) in 2014.
Schwere Akne kann auch systemisch behandelt werden. Hier spielen neben Isotretinoin und antibiotischer Therapie die Antiandrogene eine Rolle. Sie werden bei erwachsenen Frauen mit persistierender Akne eingesetzt; für Männer kommt die Therapie nicht in Frage. Die Kombination von Estrogen, Gestagen und Antiandrogen wird bei entsprechender Indikationsstellung von der Krankenkasse erstattet. Eine Leitlinien-Empfehlung liegt aber nicht vor: Das Nebenwirkungsprofil ist im Vergleich zu anderen Alternativen nicht gut.
Die Anwendung von Antibiotika wird nur für einen bis drei Monate empfohlen. Eine längere Therapie zeigt keine zusätzlichen Effekte und leistet der Resistenzentwicklung Vorschub. Nur Erythromycin und Tetracycline sind in Deutschland für die Akne-Therapie zugelassen.
Systemisch verabreichtes Isotretinoin zeigt gute Wirkungen, allerdings muss auch hier das teratogene Potenzial beachtet werden. Eine Schwangerschaft muss vor Beginn der Therapie zwingend ausgeschlossen werden. Aufgrund der schweren Nebenwirkungen bei systemischer Gabe spielt Isotretinoin in der systemischen Aknetherapie mit 5,7 Millionen DDD eine eher untergeordnete Rolle.
APOTHEKE ADHOC Debatte