OTC-Präparate

Experten verteidigen Grippostad & Co. Dr. Kerstin Neumann, 19.10.2015 11:37 Uhr

Berlin - 

Kombinationspräparate wie Grippostad C und Aspirin complex sollten öfter verwendet werden. Zu diesem Schluss kommen verschiedene Wissenschaftler in einem Artikel der „Welt“. Dass Fixkombinationen bei Schnupfen & Co. häufig kategorisch abgelehnt werden, sei überholt. Neben positiven synergistischen Wirkungen sei auch von einer verbesserten Compliance der Patienten auszugehen. Dennoch müsse nach wie vor kritisch geprüft werden, welche Wirkstoffe gemeinsam verabreicht werden können.

Kombinationspräparate bei Erkältungen stehen immer wieder in der Kritik. Die einzelnen Wirkstoffe könnten nicht individuell genug dosiert werden und seien außerdem oft nicht sinnvoll zusammengesetzt. Zuletzt meldete sich Professor Dr. Gerd Glaeske zu Wort. Kombinationspräparate seien „sinnlos und gefährlich“ weil mehrere Wirkstoffe nicht besser wirkten, aber zu einer Addition der jeweiligen unerwünschten Wirkungen führten.

Diesen Aussagen widersprechen gleich mehrere Experten. Der Wiesbadener HNO-Arzt Dr. Ludger Klimek erklärt, Kombinationspräparate müssten deutlich differenzierter betrachtet werden. In der Regel hätten sie einen positiven Effekt – wenn die richtigen Kombinationen eingesetzt würden.

„Bei Schnupfen geht es im Wesentlichen darum, eine symptomlindernde, also abschwellende und entzündungshemmende Wirkung zu erzielen. Da kann man mit der richtigen Wirkstoffkombination schon einiges erreichen“, erklärt Klimek.

Insbesondere Phenylephrin und Pseudoephedrin würden immer wieder kritisch gesehen, wenn sie systemisch eingenommen werden. Die Wirkung sei aber insbesondere in Kombination mit Paracetamol oder Ibuprofen besser, als wenn die Sympathomimetika rein lokal zur Abschwellung der Schleimhäute angewendet würden.

Die Cochrane Collaboration kommt zu dem gleichen Schluss: Eine kritische Prüfung der verfügbaren Studien habe ergeben, dass vor allem Dreifach-Kombinationen aus Schmerzmittel, einem abschwellenden Wirkstoff und einem Antihistaminikum positiv für die Patienten seien. Auch sei die Compliance durch eine Fixkombination deutlich besser als bei mehreren Einzelpräparaten.

Nichtsdestotrotz sei immer eine kritische Überprüfung der Zusammensetzung notwendig, heißt es im Artikel der „Welt“. Medizinisch nicht notwendig sei die Zugabe von Vitamin C. Auch Koffein und Dextromethorphan seien je nach Krankheitsbild in Kombinationspräparaten kritisch zu sehen und gegebenenfalls abzuraten.