OTC-Hersteller

J&J: Extremolyte für die Nase

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Berlin -

Zurück zur Natur: Neben Technologie- machen sich auch Pharmafirmen Lösungen aus der Biologie zunutze. Johnson & Johnson (J&J) nutzt für neue Varianten seiner Klassiker Olynth und Livocab das Molekül Ectoin, das von Bakterien in extremen Umgebungen produziert wird. Im Mass Market gibt es ähnliche Produkte bereits.

Ectoin ist eine stark wasserbindende organische Verbindung, die es Mikroorganismen ermöglicht, unter extremen Umweltbedingungen wie Hitze oder Kälte, starker UV-Strahlung oder Salzkonzentration sowie bei extremer Trockenheit zu überleben. In den 1980er Jahren bei Ausgrabungen in Ägypten entdeckt, wird der Wirkstoff heute in Hautpflegeprodukten und Sonnencremes eingesetzt.

Ab Herbst wird die J&J-Tochter McNeil unter der Marke Olynth Ectomed ein Nasenspray mit dem Wirkstoff auf den Markt bringen. Die Kombination mit Meersalz soll die Schleimhaut reinigen und schützen. Der große Aufschlag ist für das kommende Jahr geplant: Livocab Ectomed ist eine Kombination aus Ectoin und Alpensalz und soll Allergikern helfen. Das Medizinprodukt wird ab Januar ausgeliefert und ab Februar drei Monate lang im Fernsehen beworben. Der Außendienst bietet Apotheken bereits die Erstbevorratung an.

Für die Serie arbeitet J&J mit Biotop zusammen. Das Unternehmen war in den 1990er Jahren von Wissenschaftlern der Universität Witten/Herdecke gegründet worden und hat bis 2028 die Exklusivrechte für den Wirkstoff. Auch an anderen Extremolyten wird geforscht.

Bitop hat bereits eine ganze Reihe von Vermarktungspartner für Ectoin an Land gezogen. Im Kosmetikbereich arbeitet der Hersteller seit Jahren mit dem Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck zusammen. Die Zusammenarbeit mit J&J könnte dem Einsatz im therapeutischen Bereich neuen Schub geben.

Seit 2007 ist mit Medectoin Syxyl (Klosterfrau) hierzulande eine Hautcreme mit dem Wirkstoff auf dem Markt. Doch auch ein Nasenspray und Augentropfen für Allergiker sind bereits erhältlich, allerdings außerhalb der Offizin: Der Lohnhersteller Windstar Medical vertreibt seit Januar entsprechende Medizinprodukte unter seiner Dachmarke SOS, die nach Herstellerangaben für „schnelle und zuverlässige Gesundheitslösungen außerhalb der Apotheke“ steht.

Die frühe und starke Heuschnupfensaison hat den Apotheken in diesem Jahr ein Umsatzplus verschafft: Laut Insight Health wurden im ersten Halbjahr 13,1 Millionen Packungen an systemischen Antihistaminika, antiallergischen Rhinologika und Augenprodukten verkauft. Das sind 7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Vor allem die Versender konnten zulegen.

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