Konkurrenz für Ortoton: Neuraxpharm hat für das Muskelrelaxans Methocarbamol das „bisher einzige austauschbare Generikum“ auf den Markt gebracht.
Im Juni hatte Neuraxpharm für Methocarbamol die Zulassung erhalten. Ab morgen soll das Produkt verfügbar sein und verordnet werden können. Wie das Original von Recordati ist das Generikum zur symptomatischen Behandlung schmerzhafter Muskelverspannungen, insbesondere des unteren Rückenbereiches, zugelassen. Rabattverträge werden mit bis zu zehn Krankenkassen zum 1. November in Kraft treten. Welche genau, kann aktuell noch nicht benannt werden. Wie Ortoton kommt das Generikum als Filmtablette, DoloVisano (Dr. Kade) ist als Tablette verfügbar.
Methocarbamol-Neuraxpharm enthält pro Einheit 750 mg Wirkstoff und ist in den Packungsgrößen 50 und 100 Stück erhältlich. Das Generikum ist laut Hersteller „zum Erstanbieter bioäquivalent und indikationsgleich“. Für eine bessere Einnahme können die Tabletten geteilt werden, jedoch erfolgt keine Teilung in zwei gleiche Dosen. Somit kann lediglich die Compliance bei Patienten mit Schluckbeschwerden verbessert werden.
Der Arzneistoff zählt zu den zentral wirksamen Muskelrelaxantien und hemmt die polysynaptische Reflexleitung im Rückenmark und den subkortikalen Zentren. Tonus und Kontraktilität der Skelettmuskulatur sowie Motilität der glatten Muskulatur werden bei therapeutischer Dosierung nicht beeinträchtigt. Erwachsene nehmen dreimal täglich zwei Tabletten ein, die maximale Dosierung beträgt 7500 mg Methocarbamol pro Tag. Der Wirkstoff wird rasch und vollständig resorbiert und ist bereits nach zehn Minuten im Blut nachweisbar. Nach 30 bis 60 Minuten ist bereits der maximale Wirkstoffspiegel erreicht.
Zurzeit stehen verschiedene zentral wirksame Muskelrelaxantien zur Verfügung. Sirdalud (Tizanidin), Ortoton/DoloVisano (Methocarbamol) und das generische Baclofen sind als Tabletten auf Rezept erhältlich. Seit April 2015 ist das Chinin-haltige Limptar (Klosterfrau) verschreibungspflichtig. Tetrazepam verschwand wegen Sicherheitsbedenken komplett aus den Apotheken. Laut Arzneiverordnungsreport ist Methocarbamol mit 16 Millionen Tagesdosen (DDD) das am häufigsten eingesetzte Muskelrelaxans. Tolperison kam auf 9 Millionen DDD, wobei nur 0,9 Millionen DDD auf Mydocalm entfallen. Chinin kommt auf 7 Millionen DDD, das neu zum Leben erweckte Pridinol auf 350.000 DDD.
In den vergangenen Jahren herrschte viel Trubel um Methocarbamol. Dr. Kade brachte DoloVisano als Generikum zu Ortoton auf den Markt – Recordati wehrte sich erfolgreich, schließlich bestand noch Unterlagenschutz für das Original. Im Ergebnis hob das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Zulassung Ende 2014 auf.
Später meldete sich Kade wieder zurück – am 9. September 2015 endete der Unterlagenschutz, die Zulassung für Dolo Visano sei demzufolge wieder herzustellen. Ab März 2016 war das Generikum rehabilitiert und wieder verkehrsfähig. Recordati hatte Ortoton 2008 von den Bastian-Werken gekauft, DoloVisano wurde ursprünglich mit dem Wirkstoff Mephenesin vertrieben.
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